Wasser

„Irreparable Schäden am Grundwasser verhindern“

Führende Wasserwirtschaftsverbände haben einen groß angelegten Aufruf zu Änderungen an der europäischen Agrarpolitik gestartet.
13.01.2021

Die an dem Appell beteiligten Verbände versorgen über 80 Mio. Menschen im Einzugsgebiet des Rhein (Bild), der Maas und der Schelde mit Trinkwasser.

„(Grund)Wasser ist unser wertvollster materieller Schatz auf der Erde. Dieser Schatz wird mit dem Klimawandel zunehmend gefährdet und immer kostbarer“, stellt Wolfgang Deinlein, Geschäftsführer des IAWR, fest. Die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserversorgung im Rheineinzugsgebiet (IAWR) hat deshalb mit den Trinkwasserversorger-Gemeinschaften in den Flusseinzugsgebieten von Maas und Schelde, die gemeinsam über 80 Mio. Menschen mit Trinkwasser versorgen, einen Appell zum Umsteuern der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU und zur Anpassung an den European Green Deal gestartet. Der Appell wird vom europäischen Dachverband des Wassersektors (EurEau) unterstützt.

Ein sofortiges Umsteuern der GAP sei alternativlos geboten, heißt es in dem Schreiben an die Beteiligten der Trilog-Verhandlungen zur GAP. Die bisherige konventionelle landwirtschaftliche Praxis sei mit beträchtlichen Einträgen in Luft, Böden und (Grund)Wasser verbunden. Konkret fordern die Verbände 50 Prozent weniger Pestizideinsatz, mindestens 20 Prozent weniger Düngereinsatz, 50 Prozent weniger Antibiotikaeinsatz, Ökolandbau auf 25 Prozent der Flächen und mindestens 30 Prozent der EU-Fläche als Schutzgebiete.

Belastungen nicht mehr entfernbar

Sonst könnten rreparable Schäden der (Grund)Wasserqualität entstehen, da in der Regel keine Rückholbarkeit einmal freigesetzter Stoffe aus der Umwelt besteht. In der Folge müssten immer weitere, teure und energieintensive Aufbereitungsanlagen in den Wasserwerken auf Kosten der Bevölkerung gebaut werden. Zudem reichern sich nicht mehr abbaubare (persistente) Stoffe kontinuierlich in der Umwelt und damit letztlich auch im Menschen an. Zudem lässt sich absehen, dass in der Zukunft auch eine Nachrüstung in den Wasserwerken nicht mehr ausreichen wird, um alle Belastungen zu entfernen. In der Konsequenz könnte die gesetzlich vorgeschriebene Trinkwasserqualität dann nicht mehr eingehalten werden.

Der Appell richtet sich an die Schlussverhandlungen zur GAP und wurde an alle 27 Landwirtschaftsminister in der EU und die Entscheidungsträger im Europäischen Parlament gesandt. Mit Blick auf die Europäische Kommission wurde das Schreiben in erster Linie an den Agrarkommissar und an den für den European Green Deal zuständigen Vizepräsidenten gerichtet und auch an die Kommissionspräsidentin übermittelt. Zudem wurde es an die entsprechenden Positionen in der deutschen Bundesregierung adressiert.

Null-Schadstoff-Ziel einhalten

„Mit dem Appell möchten wir die Ziele des European Green Deals zum Klimaschutz, das Null-Schadstoff-Ziel für eine schadstofffreie Umwelt, die ‚Vom Hof auf den Tisch‘-, die Chemikalien- und die Biodiversitäts-Strategie mit allem gebotenen Nachdruck unterstützen“, so IAWR-Präsident Matthias Maier. Alle Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien aufgerufen, sich bei den nun anstehenden, unumgänglichen Umsteuerungsprozessen mit vereinten Kräften zu beteiligen. (hp)