Berliner Klärwerk Münchehofe bekommt nächste Reinigungsstufe
Die Berliner Wasserbetriebe statten das Klärwerk Münchehofe mit zwei neuen Reinigungsstufen in einem Investitionsumfang von mehr als 50 Mio. Euro aus. Die bereits fertiggestellte Prozesswasser-Behandlungsanlage entfernt 95 bis 97 Prozent des im Abwasser enthaltenen Phosphors auf biologische Art. Jetzt startet der Bau einer neuen Flockungsfiltration. Wenn sie 2025 in Betrieb geht, wird eine Entfernungsrate von bis zu 99,75 Prozent erreicht.
Im Klärwerk Münchehofe wird das Abwasser von rund 300.000 Menschen gereinigt, die etwa jeweils zur Hälfte in den östlichen Berliner Bezirken sowie im Gebiet des Wasserverbands Strausberg-Erkner leben. Damit ist es das fünftgrößte der sechs Berliner Kläranlagen. Sein Klarwasser fließt über die Erpe in den Müggelsee.
Gereinigtes Abwasser fließt in sensibles Flusssystem
In die Prozesswasserbehandlung haben die Wasserbetriebe 11 Mio. Euro investiert. Die Flockungsfiltration wird voraussichtlich 40 Mio. Euro kosten.
Die Berliner Wasserbetriebe rüsten gegenwärtig alle ihre sechs Klärwerke mit mindestens zwei weitergehenden Reinigungsstufen aus. „Wir investieren damit in eine bessere Qualität des sensiblen, weil wenig natürlich durchflossenen Spree-Havel-Flusssystems“, unterstreicht Frank Bruckmann, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. „Gleichzeitig dienen diese Vorhaben der zusätzlichen Absicherung des in Berlin vergleichsweise eng geschlossenen Wasserkreislaufs.“
Einsatz neuer Technologie
Die beiden neuen Reinigungsstufen Flockungsfiltration und Prozesswasserbehandlung zielen auf die Reste der in der biologischen Reinigung noch nicht komplett eliminierten Nährstoffe Stickstoff und Phosphor ab. Für den Rest-Stickstoff ist die biologisch arbeitende Prozesswasser-Behandlungsanlage errichtet worden. In ihr verstoffwechseln so genannte Planctomyceten isoliert von anderen Bakterien der biologischen Reinigungsstufe den vor allem als Ammonium aus der Entwässerung des Klärschlamms vorliegenden Stickstoff.
Das Prinzip der Flockungsfiltration zur Entfernung von Phosphor wird in Berlin bereits seit 1981 bzw. 1985 an der Grunewaldseenkette bzw. am Tegeler See erfolgreich angewandt: Schlachten- und Tegeler See zählen heute zu den saubersten Gewässern der Region. Nun adaptieren die Berliner Wasserbetriebe das Verfahren zum qualitativen Ausbau der Klärwerke.
Plan für die nächsten Jahre
Das Prinzip ist denkbar einfach: Durch die Zugabe des Flockungsmittel Eisen(III)-chlorid fällt man die im Wasser gelösten Rest-Phosphate so aus, dass sie in mit Anthrazit und Kies belegten Filtern zurückgehalten werden. Im Klärwerk Waßmannsdorf geht 2024 eine Anlage zur Flockungsfiltration in Betrieb, in den Klärwerken Ruhleben und Münchehofe 202.
In Wansdorf und Schönerlinde wird dies für 2027 der Fall sein, wobei Schönerlinde mit der Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlage in Tegel bereits seit 1985 über eine ausgelagerte Flockungsfiltration verfügt. Das Klärwerk Stahnsdorf wird bis Anfang der 2030er Jahre durch einen Komplettneubau mit sieben Reinigungsstufen inklusive Flockungsfiltration ersetzt. (hp)