Abwasser

Neuartige Kläranlage im Harz übertrifft Erwartungen

In einem geheimen Sprengstoffwerk produzierten die Nazis während des Zweiten Weltkriegs tausende Tonnen TNT und vergifteten den Boden. Die Sanierung der Fläche ging lange Zeit nicht voran – nun scheint eine Lösung gefunden zu sein.
12.10.2021

Die Becken der Schilf-Kläranlage im Bau

Mit Schilf und Sonneneinstrahlung giftiges Wasser reinigen – das funktioniert scheinbar besser als von Experten angenommen. In Clausthal-Zellerfeld (Landkreis Goslar) werden mit Hilfe einer pflanzlichen Kläranlage giftige Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik entsorgt. Gut elf Monate nach der Inbetriebnahme würde die Anlage bereits ihre Ziele erreichen, obwohl sie noch nicht voll funktionsfähig ist.

Auf dem Gelände des sogenannten Werk Tanne wird seit November 2020 Sickerwasser über eine Kaskade durch mehrere Klärbecken geleitet, um den kontaminierten Boden auszuwaschen. Im Mittelpunkt stehen zwei große Becken, die jeweils 15 Mio. und 4 Mio. Liter fassen. Durch Sonneneinstrahlung in dem einen sowie 28.000 Schilfpflanzen in dem anderen Reservoir soll das Wasser gereinigt werden.

Startschuss für zweite Anlage

Obwohl das Schilf noch nicht ausgewachsen sei, funktioniere die Anlage bereits sehr gut, sagte Michael Riesen, Leiter der Unteren Bodenschutzbehörde des Landkreises Goslar. Das hätten Untersuchungen ergeben. Deshalb müsse das Wasser aus der neuen Kläranlage bereits nicht mehr in einer herkömmlichen Kläranlage mit Aktivkohlefiltern nachgereinigt werden. Das neue pflanzliche System sei günstiger und größer als die bisherige Kläranlage, die mit Aktivkohlefiltern betrieben wird.

Aufgrund der positiven Erkenntnisse soll auf dem Gelände im Frühjahr 2022 eine zweite pflanzliche Kläranlage entstehen. Bis sich die Gefahrenstoffe komplett aus dem Boden ausgewaschen haben, werde es wohl noch Jahrzehnte dauern, sagt der Behördenleiter. (dpa/hp)