Abwasser

Nicht runterspülen: Versorger warnen vor Klopapier-Alternativen

Zwar ist Toilettenpapier derzeit häufig vergriffen. Ersatzstoffe können jedoch zu Problemen führen, wenn sie in die Klärwerke gelangen.
27.03.2020

Da Toilettenpapier derzeit Mangelware ist, greifen einige Bürger zu anderen Materialien – mit unliebsamen Folgen bei den Klärwerken.

Auch wenn wegen Großeinkäufen von Klopapier in Corona-Zeiten momentan vielerorts Regale leer sind: Kunden sollten nicht zu vermeintlichen Alternativen wie Küchenpapier oder Taschentüchern greifen, warnt der Entsorgungsverband Saar in Saarbrücken. Denn im Gegensatz zu Toilettenpapier löse sich «bewusst nässebeständiges» Papier, wie die vermeintlichen Ersatzprodukte, nicht auf und könne schnell zu Verstopfungen führen.

Auch die  Stadtentwässerungsbetriebe Köln befürchten, dass Feuchttücher und andere Klopapier-Alternativen in den nächsten Wochen zu Problemen bei Klärwerken führen: «Auch wenn das Papier in Krisenzeiten fehlt: Feuchttücher gehören nicht ins Klo!» Denn diese Alternativen wiesen «die Eigenschaft auf, dass sie sich nicht auflösen – auch wenn in der Werbung teilweise anderes versprochen wird», betont auch der Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf. Was zu Hause wie ein guter Ersatz wirke, könne sich Tage später im Klärwerk als massiver Zopf stauen, der oft händisch herausgezogen werden müsse, hieß es von den Klärwerken.

Ständige Kontrollen nötig

«So richtig kann man sich darauf nicht vorbereiten, aber es bedeutet, dass man die Motoren und Pumpen häufiger kontrollieren muss», sagt Ilias Abawi, Sprecher des Emschergenossenschaft und Lippeverband der Deutschen Presse-Agentur. Auch in Abwasserrohren im Haus könnte es zu Problemen kommen. «Die Folgen von Hamstereinkäufen können so also am Ende alle zu spüren bekommen», teilt der Entsorgungsverband Saar mit.

Schon vor der Corona-Krise hätten Verstopfungen und sonstige technische Ausfälle durch sogenannte Feuchttücher jährlich Kosten in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrages verursacht, sagt der Verband. Allein im Saarland würden im Jahr rund 2500 Tonnen Abfälle – vor allem Hygieneartikel – über die Toilette statt über die Restabfalltonne «entsorgt».

Noch höhere Belastung der Mitarbeiter

Wenn nun noch weitere falsch beseitigte Materialien hinzukämen, sorge das neben steigenden Kosten für mehr Aufwand bei den Mitarbeitern, die derzeit ohnehin unter «extrem erschwerten Bedingungen» daran arbeiteten, die Infrastruktur am Laufen zu halten. Die Abwasserreinigung des Entsorgungsverbandes Saar umfasst rund 140 Kläranlagen, gut 1000 Kilometer Kanal, etwa 300 Pumpwerke und mehr als 600 technische Bauwerke. (hp)