Abwasser

Sammelprojekt reduziert Chemikalien in der Ruhr

Um die Verbreitung von Röntgenkontrastmitteln in der Ruhr zu minimieren, hat das Wasserforschungsinstitut IWW Zentrum Wasser einen Lösungsansatz entwickelt.
07.03.2018

Röntgenkontrastmittel sind Chemikalien, die in der inneren Medizin ihre Verwendung finden. Sie bergen für den Patienten kaum Nebenwirkungen und werden innerhalb von 24 Stunden über den Urin vollständig aus dem Körper ausgeschieden. Da der Arzneistoff sehr stabil und daher biologisch schlecht abbaubar ist, kann die örtliche Kläranlage das Abwasser nur zu einem geringen Teil vom RKM reinigen.

Ein Großteil der Chemikalie verbliebt deshalb im Wasser, was für das Einzugsgebiet der rheinisch-westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) eine stetig steigende Konzentration im Verlauf der Ruhr von der Quelle bis zur Rhein-Mündung in Duisburg bedeutet. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft haben RKM zwar keine schädliche Wirkung auf Mensch und Natur, allerdings gelangen sie über das Grundwasser auch in das Trinkwasser und damit in die Nahrungsmittelkette.

Projekt könnte RKM-Menge im Ruhrgebiet halbieren

Zur Reduzierung der RKM-Konzentration hat das IWW Zentrum Wasser in Kooperation mit dem Wasserversorger RWW das viermonatiges Projekt "Merkmal" ins Leben gerufen. In den vier großen Einrichtungen (zwei Krankenhäuser und zwei radiologische Praxen), die in der Region mit der Chemikalie arbeiten, wurden Urinbeutel an Patienten verteilt, denen das Kontrastmittel verabreicht wurde. Die Beutel, die den Urin in ein geruchsloses Gel umwandeln, sollten bei den ersten vier Toilettengängen nach der Behandlung verwendet und anschließend im Hausmüll entsorgt werden.

Tatsächlich wiesen Abwasserproben einen Rückgang der Chemikalie während der Projektdauer auf. Nach Hochrechnungen des IWWs könnten allein in Mühlheim jährlich mehrere hundert Kilogramm an RKM durch ein solches Sammlungskonzept zurückgehalten werden. Hochgerechnet auf das gesamte Einzugsgebiet der Ruhr wären dies mit dem getesteten Konzept rund vier Tonnen RKM pro Jahr. Die Konzentration in der Ruhr könnte durch die flächendeckende Einführung des Sammlungskonzepts bei konsequenter Umsetzung im Ruhrgebiet ungefähr halbiert werden. (ls)