Abwasser

Stadtwerke Speyer planen Wasserstoff-Pilotprojekt

Der grüne Energieträger soll künftig aus Klärschlamm gewonnen werden. Besonders ist dabei die kommunale Anwendung vor Ort.
30.11.2021

Präsentieren den zukünftigen Standort des Wasserstoffprojekts auf der Kläranlage Speyer (von links): Jürgen Siewerth, Harald Keller (IGATEC), Wolfgang Bühring (SWS), Irmgard Münch-Weinmann (Beigeordnete), Rolf Schmitt (BHYO).

Die Stadtwerke Speyer (SWS) wollen zusammen mit den Entsorgungsbetrieben (EBS) und den Partnerunternehmen BHYO und IGATEC ein Wasserstoffprojekt starten. Der Kooperationsvertrag dafür wurde unterzeichnet, wie der kommunale Versorger mitteilt.

Dabei soll aus Klärschlämmen und Biomasse mit Hilfe einer technischen Anlage der Wasserstoff herausgelöst werden. Der Prototyp stehe zurzeit noch in Heinsberg, erklärt Jürgen Siewerth, Geschäftsführer, IGATEC.

Dreijährige Testphase

Auf drei Jahre ist die Testphase angelegt. "Wir brauchen keine Großprojekte, sondern lokale, kommunale Anwendung vor Ort", so Siewerth weiter.

Als "grünes Modellprojekt" bezeichnete die zuständige Dezernentin Irmgard Münch-Weinmann die Idee. Ende des Jahres 2022, beziehungsweise Anfang 2023 soll da Projekt umgesetzt werden. Im Vorfeld müssen noch die notwendigen Genehmigungen und Fördermittel beantragt werden.

"Großes kommunales Interesse"

Die Technologie für das Projekt stammt von BHYO. Das Start-Up hat sich auf ein Verfahren spezialisiert, mit dem sich Wasserstoff aus Biomüll gewinnen lässt.

"Aktuell hat die Stadt damit noch europaweit ein Alleinstellungsmerkmal, aber in Gesprächen merken wir, dass das Thema Wasserstoff auf großes kommunales Interesse stößt", sagt Rolf Schmitt, Geschäftsführer, BHYO.

Nachahmer gesucht

Auch SWS-Geschäftsführer Wolfgang Bühring äußerte den Wunsch, dass es nicht bei dem Speyerer Modell bleibt.

"Es soll in anderen Städten vervielfältigt werden, um einen weiteren Schritt für die Energiewende zu tun", sagte er. Genug energetisches Potenzial zur Umsetzung sei vorhanden.

Finanzielle Vorteile

Für die Entsorgungsbetriebe hat das Projekt auch finanzielle Vorteile. "Normalerweise müsste der Klärschlamm entsorgt werden. Hierbei käme Speyer auf circa 5000 Tonnen pro Jahr, was einen Aufwand von knapp einer halben Million Euro bedeutet", erklärt Jürgen Wölle, Bereichsleiter Entsorgungsdienstleistungen, SWS.

IGATEC-Geschäftsführer Siewerth erhofft sich bei dem Modellversuch Rückenwind von der Landesregierung. "Ich denke, dass wir den Forschungsstandort stärken und die Spitzentechnologie marktreif entwickeln können." (jk)