Abwasser

Stromproduktion aus Klärgas weiter gestiegen

Die so gewonnene Energie macht mittlerweile 0,3 Prozent des erneuerbaren Stroms aus. Der VKU warnt allerdings, dass die Abwasserunternehmen wegen wachsender Abgabepflichten des Energie- und Steuerrechts ihre Investitionen zurückfahren müssten.
14.08.2020

Die Kläranlagen-Betreiber erzeugen so viel Strom, dass damit Frankfurt ein Jahr mit Strom versorgt werden könnte.

Die Stomerzeugung aus Klärgas nimmt in Deutschland langsam, aber stetig zu. Im Jahr 2019 wurden 1515 Gigawattstunden Strom aus Klärgas in Kläranlagen erzeugt. Gegenüber 2018 war das ein Plus von 1,6 Prozent. Mit dieser Strommenge könnte zum Beispiel eine Großstadt wie Frankfurt am Main bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Stromverbrauch von rund 1900 Kilowattstunden ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatte Klärgas im Jahr 2019 einen Anteil von 0,3 Prozent an der gesamten Strombereitstellung aus erneuerbaren Energien.

Insgesamt wurden im Jahr 2019 in Kläranlagen rund 22.234 Terajoule Klärgas gewonnen. Klärgas fällt bei Anlagen mit Klärschlammfaulung an und besteht zu rund zwei Dritteln aus Methan. Von den deutschlandweit über 9000 Kläranlagen im Jahr 2019 erzeugten 1271 Anlagen Klärgas, davon 88 Prozent mit Stromgewinnung.

Immer mehr Anlagen erzeugen Strom

Im Jahr 1998 – dem ersten Jahr, in dem die Stromerzeugung in Kläranlagen erfasst wurde – gab es 1114 Anlagen mit Klärgasgewinnung, von denen nur rund die Hälfte Strom erzeugte. Neben der Stromerzeugung wird das Gas auch zur Wärmeerzeugung eingesetzt oder an Dritte abgegeben.

Der größte Teil der Energie, die aus Klärgas gewonnen wird, wird heute meist vor Ort in Blockheizkraftwerken erzeugt, wobei der überwiegende Teil des Stromes innerhalb der Kläranlagen verbraucht wird. Im Jahr 2019 waren es 93 Prozent. Auch die dabei anfallende Abwärme wird in den meisten Fällen selbst genutzt, beispielsweise zur Beheizung der Faultürme.

Forderung an die Politik

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Klärgasproduktion in Deutschland zeigen einmal mehr, dass die kommunalen Abwasserunternehmen ihren Beitrag für den Klimaschutz leisten, stellt der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) mit. Mit der Erzeugung und Nutzung von Klärgas ersetzen die Anlagenbetreiber fossile Energieträger wie Gas, Diesel oder Heizöl und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.

„Als Hindernis erweisen sich aber die wachsenden Abgabepflichten des Energie- und Steuerrechts“, schreibt der VKU in einer Stellungnahme. „Damit besteht die reale Gefahr, dass die Unternehmen der kommunalen Wasserwirtschaft ihre Investitionen in Energieprojekte sukzessive zurückfahren.“ Die Politik sei daher gefordert, den energierechtlichen Rahmen und die Anforderungen an die Abwasserbehandlung so zu gestalten, dass kommunale Unternehmen weiterhin in Energieeffizienz und Energieerzeugung investieren können. (hp)