Vorsorge ist besser
Am Donnerstag beschäftigt sich der Bundestag auf initiative der Partei Bündnis 90 / Die Grünen mit multiresistenten Keimen. Nach Ansicht der Grünen kann nicht ausgeschlossen werden, dass multiresistente Keime eine Gefahr für das Trinkwasser werden können. Das Trinkwasser jederzeit und auf alle Keime hin zu kontrollieren, sei derzeit kaum möglich und auch rechtlich nicht vorgeschrieben. Daher sei Vorsorge oberstes Gebot, schreibt der Pressedienst des Bundestages.
Die Bundesregierung werde aufgefordert, den Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft zu reservieren und den Einsatz sogenannter Reserveantibiotika in der Tierhaltung zu beenden. Gemeinsam mit den Bundesländern solle ein „Bedarfsatlas“ erarbeitet werden, der das regionale Ausmaß der Belastung von Oberflächengewässern mit Keimen und Schadstoffen wie Medikamentenrückständen, Hormonen und ähnlichem abbildet. Die Daten sollen als Grundlage für eine verstärkte Erforschung der Entstehung und Verbreitung multiresistenter Keime genutzt werden.
Grenzwert für Tier- und Humanarzneimittel
Die Fraktion empfiehlt ferner, einen Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter für Tier- und Humanarzneimittel im Grundwasser einzuführen und der Verschwendung und falschen Entsorgung von Medikamenten vorzubeugen.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) betont, dass multiresistente Keime sich zunehmend in Umwelt und Gewässern finden. „Aus Sicht der Fachexperten von Bund und Ländern ist ein individuelles gesundheitliches Risiko durch multiresistente Erreger beim Baden in Gewässern nur in seltenen Ausnahmefällen denkbar“, erklärt der Verband. Um die weitere Verbreitung solcher Keime einzuschränken, müsse bei der Anwendung von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin angesetzt und die Verschreibungspraxis auf den Prüfstand gestellt werden. Zudem sollten Abwässer von Krankenhäusern, Altenheimen und Arztpraxen separiert behandelt werden.
"Wir stehen am Anfang"
„Wir stehen bei diesem Problem und den Lösungswegen am Anfang“, erklärt der VKU. Kommunale Abwasserentsorger beteiligen sich deshalb von Beginn an als Partner am bundesweiten Forschungsprojekt "HyReKA“. Das Projekt soll nähere Erkenntnisse über das Auftreten von multiresistenten Keimen, über den Weg, wie sie in die Umwelt gelangen, (zum Beispiel aus Krankenhäusern, Tierhaltung) und über die Möglichkeiten ihrer Beseitigung gewinnen. Die Forschungsergebnisse fließen ein in die Umsetzung der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020).
Der Verband fährt fort: „Damit Keime möglichst frühzeitig reduziert werden, muss das Verantwortungsbewusstsein bei allen Beteiligten nachhaltig geschaffen oder gestärkt werden. Dabei muss die bewährte Regel gelten: Vorsorge ist besser – und auch kostengünstiger – als Nachsorge."
Das Thema kam auf, da im Winter erstmals multiresistente Keime in Gewässern in Niedersachsen aufgetaucht sind. (al)