Abwasser

Weltweit größte energieautarke Kläranlage entsteht an der Emscher

Die Emschergenossenschaft baut derzeit eine solarthermische Klärschlammtrocknungsanlage – der fünfte Energieeffizienz-Baustein.
08.10.2020

Zwischen Essen und Bottrop baut die Emschergenossenschaft auf dem Gelände ihrer Kläranlage die weltweit größte solarthermische Klärschlammtrocknungsanlage.

Die solarthermische Klärschlammtrockung ist ein Bestandteil des Gesamtpakets „Hybridkraftwerk Emscher“. Sie ist ein Baustein von Deutschlands erster energieautarker Großkläranlage. Die Trocknungsanlage soll bis Ende 2020 fertiggestellt und im kommenden Frühjahr in Betrieb genommen werden.

Derzeit entstehen 32 Trocknungshallen mit einer Netto-Trockenfläche von 40.000 Quadratmetern. „Bislang müssen dem Klärschlamm, der vor Ort thermisch verwertet wird, jährlich 20.000 Tonnen Kohle zugesetzt werden, um einen ausreichenden Brennwert zu erreichen“, erläutert Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft. „Dieser Schritt entfällt in Zukunft, der Klärschlamm wird mittels Sonnen- und Abwärmeenergie getrocknet.“

Innovative Verfahren für die CO2-Bilanz

Die Kläranlage Bottrop ist eine der größten Kläranlagen Deutschlands. Da moderne Abwasserreinigung stromintensiv ist, stellt die Wasserwirtschaftsbranche einen der größten kommunalen Energieverbraucher dar. Darum müssen sich die Abwasserverbände um innovative Verfahren bemühen, die die CO2-Bilanz senken. „Wasserwirtschaft ist mehr als nur Abwassereinigung: Sie kann eine entscheidende Rolle beim Gelingen der Energiewende spielen“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Das Hybridkraftwerk Emscher in Bottrop könnte Vorbild für zahlreiche weitere Großkläranlagen in Deutschland sein, heißt es in einer Pressemitteilung der Emschergenossenschaft. Der Stromverbrauch der Kläranlage Bottrop, der etwa dem einer 30.000-Einwohner-Stadt entspricht, kann mittlerweile komplett nachhaltig gedeckt werden.

Fünf Elemente

Die solarthermische Klärschlammtrocknung ist dabei nur ein Bestandteil des Hybridkraftwerks. Insgesamt gehören fünf „Bausteine“ dazu, durch die bis zu 70.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden sollen. Diese sind:

  • Eine Windenergieanlage mit 3,1 MW Leistung (im April 2016 eingeweiht, neue Rotorblätter seit Anfang Februar 2018)
  • Vier neue Blockheizkraftwerk-Module mit jeweils etwa 1,2 MW Leistung (im Februar 2017 in Betrieb genommen)
  • Eine Photovoltaikanlage auf einer Dachfläche von ca. 500 m² (ebenfalls im Februar 2017 in Betrieb genommen)
  • Eine neue Dampfturbine mit mindestens 4 MW Leistung (im Dezember 2017 umgesetzt)
  • Die solarthermische Klärschlammtrocknung (aktuell im Bau)

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Mrd. Euro investiert werden. (hp)