Abwasser

Witten leitet Abwasser jetzt gen Bochum

Der Ruhrverband schließt die erst 1981 errichtete Kläranlage in Witten, da sie nicht ausgelastet war und dadurch zu hohe spezifische Kosten verursachte. Ein Pumpwerk und eine 2,2 Kilometer lange Druckleitung erledigen jetzt die Aufgabe.
26.01.2018

Das Pumpwerk ist in Betrieb (v.r.): Heinrich Bottermann, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium, Wittens Bürgermeisterin Sonja Leidemann sowie die beiden Vorstände des Ruhrverbands, Norbert Frece und Norbert Jardin.

Das Abwasser der Stadt Witten wird künftig auf der Kläranlage Bochum-Ölbachtal gereinigt. Am 25. Januar 2018 hat der Ruhrverband deshalb das neue Pumpwerk auf dem Gelände der Kläranlage Witten-Herbede und das neue Teilstück der Kanalverbindung in die Nachbarstadt Bochum offiziell in Betrieb genommen. Der Ruhrverband rechnet damit, dass die rund 3,65 Mio. Euro teure Maßnahme eine jährliche Gesamtersparnis von 360 000 Euro erbringen wird.

Die Arbeiten am Kläranlagenanschluss hatten im Dezember 2016 begonnen, berichtet der Ruhrverband in einer Pressemitteilung. Errichtet wurde unter anderem das neue Pumpwerk, das das auf der bisherigen Kläranlage Witten-Herbede ankommende Abwasser mit einem Förderstrom von 150 Litern pro Sekunde über eine Druckrohrleitung weiterpumpt. Die 2,2 Kilometer lange Druckrohrleitung wurde ebenfalls neu gebaut.

Verlegung im Spülbohrverfahren

Die Verlegung der neuen Druckrohrleitung unter dem Mühlengraben und der Ruhr, die im Mai 2017 auf einer Länge von 330 Metern im so genannten Spülbohrverfahren erfolgte, war ein besonders schwieriger Bauabschnitt, erläuterte der Ruhrverband. Zunächst musste nämlich eine Pilotbohrung mit einem kleinen Durchmesser aufgefahren und der Querschnitt in mehreren Bohrungen schrittweise aufgeweitet werden. Um ein Einstürzen des Bohrkanals zu verhindern, wurde er dabei mit einer flüssigen Bentonitsuspension befüllt. Anschließend wurde das zuvor am Ufer komplett vormontierte Rohr in einem Stück durch das Bohrloch gezogen.

Auch beim Anschluss des neuen Rohres an die vorhandene PE-Druckleitung wurde aus technischer Sicht Neuland betreten: Erstmalig wurde in Deutschland eine PE-Leitung mit 900 Millimetern Durchmesser unter Druck erfolgreich angebohrt. Dieses Verfahren wurde bislang nur bei deutlich kleineren Gas- und Wasserleitungen angewandt.

Kostenintensive Anlage

Die Entscheidung zur Stilllegung der Kläranlage Witten-Herbede hatte der Ruhrverband aus Kostengründen getroffen. Berechnungen hatten ergeben, dass die deutlich größere Anlage Bochum-Ölbachtal das Abwasser aus Witten-Herbede mitbehandeln könne, ohne dass dort eine Erweiterung erforderlich wäre. Die 1981 errichtete Kläranlage Witten-Herbede hätte hingegen in absehbarer Zeit diverse Ersatzinvestitionen benötigt. Sie war zudem vergleichsweise gering ausgelastet und reinigte das Abwasser deshalb zu relativ hohen spezifischen Kosten, erklärte der Ruhrverband.

Nach der Inbetriebnahme des Pumpwerks sowie der Anschlussleitung werden nun die nicht mehr benötigten Kläranlagengebäude und -becken am Standort Witten-Herbede zurückgebaut. Das vorhandene Regen- und Hochwasserpumpwerk bleibt erhalten. (al)