Wasser

Brandenburg stellt Plan zur Grundwasser-Bewirtschaftung vor

Erstmals hat das Land eine Bilanz der Wasserressourcen aufgestellt. Da der Verbrauch voraussichtlich steigen und der Grundwasserstand sinken wird, müssen neue Maßnahmen ergriffen werden.
21.03.2022

„Seit den 1970er Jahren verzeichnen wir insgesamt fallende Grundwasserstände“, sagte der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel.

 

Der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel hat eine Bilanzierung sowie Trends und geplante Maßnahmen für die Grundwasser-Bewirtschaftung in Brandenburg vorgestellt. „Erstmals seit Beginn der 1990er Jahre wurde das Grundwasser-Dargebot landesweit flächendeckend bilanziert“, sagte Axel Vogel auf einer Pressekonferenz am Montag. „Die Daten und Entwicklungstrends sind Grundlage für den künftigen Umgang mit Grundwasser. Wir wollen noch in diesem Jahr einen Klimaabschlag einführen und den Wasserbehörden ein Webtool bereitstellen, mit dem sie besser über Grundwasser-Nutzungen entscheiden können.“

Das zuständige Landesamt für Umwelt hat in den 73 Brandenburger Grundwasserbilanzgebieten untersucht, welche Vorräte vorhanden sind, wie sie sich verändert haben und sich künftig entwickeln könnten. Für die Ermittlung von Trends hat die Fachbehörde Daten von 1250 Grundwasser-Messstellen ausgewertet, für die mindestens 30-jährige Jahresreihen zur Verfügung stehen.

Ausgetrocknete Fließgewässer

„Seit den 1970er Jahren verzeichnen wir insgesamt fallende Grundwasserstände, vor allem in den Hochflächenbereichen wie dem Fläming oder im Barnim, in der Prignitz und auf dem Teltow“, sagte Vogel. „In den Niederungsbereichen überwiegen noch die Flächen ohne negativen Trend.“

Nachdem sich die Situation Anfang der 2010er Jahre zunächst entspannt habe, seien in den drei aufeinander folgenden Trockenjahren 2018, 2019 und 2020 Fließgewässer ausgetrocknet und die Wasserspiegel zahlreicher Seen auf Tiefststände gefallen. Man müsse davon ausgehen, dass sich der Trend sinkender Grundwasser-Pegel klimafolgenbedingt fortsetzt.

Detaillierte Datenanalyse

In Brandenburg sind aktuell von den etwa 3,7 Mrd. Kubikmetern sich erneuernden Grundwasser-Dargebots im Jahr rund 2 Mrd. Kubikmeter pro Jahr nutzbar. Die Differenz ergibt sich unter anderem daraus, dass Grundwasser zu einem erheblichen Anteil die Oberflächengewässer speist und ein Teil der Grundwasser-Neubildung für den ökohydrologisch begründeten Mindestabfluss der Oberflächengewässer benötigt wird.

Das nutzbare Grundwasser-Dargebot wird im überwiegenden Teil der Bilanzgebiete maximal zur Hälfte ausgeschöpft. Für die Zulassung von konkreten Entnahmen müssen die Wasserbehörden zusätzlich weitere, lokale Informationen, wie beispielsweise bestehende Wasserschutzgebiete oder die Auswirkungen auf Feuchtgebiete, berücksichtigen. Denn Grundwasser als Teil des Wasserkreislaufs speist nicht nur die Oberflächengewässer wie Seen und Flüsse, sondern auch Feuchtgebiete wie Moore.

Einführung eines Klimaabschlags

Wegen perspektivisch steigender Wasserbedarfe und der Auswirkungen der Klimakrise werden künftig die Grundwasser-Ressourcen jedoch in einem geringeren Umfang zur Verfügung stehen. Langfristig kann klimafolgenbedingt mit einer verminderten Grundwasser-Neubildung gerechnet werden, die in einem Großteil der Bilanzgebiete bis zu 25 Prozent erreichen kann. Damit die Wasserbehörden dies bei ihrer Zulassungspraxis berücksichtigen können, wird im Bericht anhand von Klimamodellen das verringerte Grundwasser-Dargebot berechnet.

Bereits in diesem Jahr soll auf diese Prognosen reagiert und ein Klimaabschlag auf künftige Grundwasser-Entnahmen eingeführt werden. „Zur Nutzung soll lediglich ein Teil des jährlich neu gebildeten Grundwassers zugelassen sein, das nach derzeitigen Abschätzungen der klimatischen Änderungen im Zeitraum 2031 bis 2060 noch zur Verfügung stehen wird“, so Vogel.

Neue Software für die Wasserberhörden

Neben einer Software für die Wasserbehörden, mit der sie die Grundwasser-Bilanzierungen berücksichtigen können, zielen weitere Maßnahmen auf verbesserte fachliche Grundlagen für die Bewertung der Grundwasserressourcen. Vorbereitet wird nach dpa-Angaben zudem eine Förderrichtlinie für die Regenwasserspeicherung. «Ziel ist, die Kommunen zu motivieren, Niederschlags- und Abwasser zu trennen», sagte Vogel. Zwei bis drei Mio. Euro seien dafür vorgesehen. (hp)