Wasser

Der Rhein hat „Wasserqualität zwei“

Wie sauber ist der Rhein? Das wird laufend untersucht – etwa im Labor des Mess- und Untersuchungsschiffs «MS Burgund». Einige Male im Jahr können die Ergebnisse zu „Rheinalarm“ führen.
23.03.2022

In einem schwimmenden Labor auf dem Mess- und Untersuchungsschiff MS Burgund wird regelmäßig die Wasserqualität des Rheins getestet.

 

Wie sauber ist der Rhein? Im Labor der «MS Burgund» wird laufend Rheinwasser in ein Waschbecken gepumpt. Sonden messen fünf Parameter: Temperatur, elektrische Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt, Trübung und den pH-Wert. «Die Wasserqualität ist zwei», berichtet Stefanie Semsei vom Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz und nimmt dabei die Schulnotenskala von 1 bis 6 als Grundlage.

97 Prozent des Trinkwassers in Rheinland-Pfalz werden aus Grundwasser gewonnen, wie Jürgen Stein vom Umweltministerium auf dem Schiff berichtet. Die übrigen drei Prozent kommen aus zwei Talsperren: der Steinbachtalsperre bei Idar-Oberstein und der Riveristalsperre bei Trier. 190 Wasserversorger gibt es Stein zufolge in dem Bundesland. Sie entnehmen im Jahr rund 235 Mio. Kubikmeter aus dem Grundwasser, davon stammen etwa ein Viertel (65 Mio. Kubikmeter) aus der Ufernähe von Flüssen wie dem Rhein.

Aufbereitung zu Trinkwasser

Die Mainzer Stadtwerke als größter Wasserversorger in Rheinland-Pfalz beliefern rund 270.000 Menschen in der Landeshauptstadt und der Umgebung, wie Geschäftsführer Mithun Basu berichtet. «Rund 20 Mio. Kubikmeter gewinnen wir im Jahr.» Dafür gibt es drei Wasserwerke, das kleinste liegt auf der Petersaue mitten im Rhein. Aus 26 Brunnen wird dort Rheinwasser gepumpt, zumeist aus etwa 80 Metern Tiefe.

Das vom Boden vorgefilterte Wasser wird zunächst mit Kies und Sand von Eisen und dem Übergangsmetall Mangan befreit, in einer zweiten Stufe holen Filter die organischen Materialien heraus. «Danach ist es trinkbar», sagt Basu. Aber zur Sicherheit gibt es noch eine Desinfektionsstufe mit ultravioletter Strahlung.

Sondereinsatz nach Ahr-Katastrophe

Die «MS Burgund» nimmt bei jeder Messung drei Proben: von der linken Rheinseite, der rechten und aus der Mitte, wie Semsei berichtet. Das Mess- und Untersuchungsschiff fährt mindestens viermal im Jahr neun Messstationen auf dem Rhein an und ist auch unterwegs, wenn irgendwo ein problematischer Stoff gemessen wurde. So war das Schiff nach der Flutkatastrophe im Ahrtal bei Sinzing unterwegs, wo die Ahr in den Rhein fließt, um festzustellen, welchen Einfluss die zerstörten Kläranlagen auf das Rheinwasser hatten.

Bei jeder der Fahrten ist das Labor-Schiff eine Woche unterwegs von Oberwinter an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen bis nach Neuburg an der Grenze zu Frankreich. 287 Kilometer fließt der Rhein durch Rheinland-Pfalz. Die regelmäßigen Messstandorte sind da, wo Nebenflüsse in den Rhein münden, sowie unter- und oberhalb des Chemiegiganten BASF. Die Messergebnisse werden mit denen der zwei festen Stationen an der Theodor-Heuss-Brücke in Mainz und der Nibelungenbrücke in Worms abgeglichen. Die Wasserqualität analysieren kann die «MS Burgund» aber auch auf den 242 Mosel-Kilometern und den 26 Saar-Kilometern.

Tests bei illegalen Einleitungen

Die Messergebnisse können zu "Rheinalarm" führen, berichtet Abteilungsleiter Jochen Fischer vom Landesamt für Umwelt. Dies sei in der Regel einige Mal im Jahr der Fall. Die Ursachen dafür sind etwa Unfälle bei Chemiefirmen oder bei der Entladung von Schiffen, aber auch illegales Einleiten von Stoffen in den Fluss.

So sei vor einigen Jahren in Nordrhein-Westfalen ein verbotenes Pflanzenschutzmittel gemessen und mit Hilfe zahlreicher Untersuchung nach Wochen auch der Ort der kriminellen Tat gefunden worden: das Einzugsgebiet der Kläranlage bei Kaiserslautern. Die Täter allerdings wurden nicht gefasst. (dpa/hp)