Wasser

Österreich kämpft erstmals mit Trockenheit

Die Vereinigung der österreichischen Wasserversorger berichtet über die aktuelle Situation. Heikle Themen sind Sparappelle und Nutzungskonflikte.
02.09.2022

Immerhin 14 von 53 Wasserversorgern setzen bei längeren Hitzeperioden einschränkende Maßnahmen ein.

 

Sauberes Trinkwasser von hoher Qualität sei in Österreich derzeit selbst bei länger andauernden Trockenperioden wie im diesjährigen Sommer gesichert. So lautet das Ergebnis eines Treffens zwischen Vertretern der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) mit dem österreichischen Land- und Wasserwirtschaftsminister Norbert Totschnig.

Damit das so bleibe, seien allerdings vermehrte Anstrengungen nötig, sowohl Investitionen in die Infrastruktur als auch die Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Grundwasser, wie der ÖVGW – die Vereinigung vertritt die Interessen der österreichischen Wasserversorger – feststellt. Für den Ausbau und die Sanierung der Trinkwasser-Infrastruktur seien weitere Investitionen nötig, betont ÖVGW-Vizepräsident und Sprecher für das Wasserfach Wolfgang Nöstlinger: „Die Sicherung unseres Trinkwassers erfordert zusätzlich zu den regulären Budgetmitteln eine Sonderförderung von 150 Millionen Euro. Unser Wunsch lautet, dass sich Bundesminister Totschnig dafür einsetzt, diese Budgetmittel bereitzustellen.“

Sparaufrufe führen zum Gegenteil

Die ÖVGW präsentierte eine Erhebung unter 53 Versorgungsunternehmen zur aktuellen Situation. 51 davon gaben an, dass sie den durchschnittliche Haushaltsbedarf von 130 Litern pro Person und Tag auch bei anhaltender Trocken- bzw. Hitzeperiode auf Monate hinaus sicherstellen können – nur zwei Versorger sehen längerfristig die Versorgung gefährdet.

Allerdings würden 14 der 53 Versorger bei längeren Hitzeperioden erste einschränkende Maßnahmen setzen, etwa ein Verbot der Gartenbewässerung oder öffentliche Aufrufe zum Wassersparen. Solche Aufrufe sind aber nur beschränkt wirksam, meinen 18 der befragten Versorger, sie können sogar eine Art Hamster-Verhalten auslösen. So hat ein Aufruf zum sparsamen Umgang 2014 zu einem paradoxen Verbrauchsrekord geführt, weil viele Verbraucher daraufhin schnell noch ihre Badewannen gefüllt haben.

Höhere Investitionen nötig

Ein heikles Thema bei der Wasserversorgung sind Nutzungskonflikte, denn gerade in Zeiten der Trockenheit steigt auch der Bedarf für Bewässerung bei Gärtnereien und Landwirtschaftsbetrieben. Bei starkem Wassermangel sind auch Kraftwerke sowie Industrie und Gewerbe betroffen. Nicht weniger als 20 von 53 Versorgungsunternehmen rechnen damit, dass längere Trockenperioden wie im heurigen Sommer sie in Zukunft dazu zwingen können, andere Nutzungen zugunsten der Haushalte einzuschränken.

Im Hinblick auf die Vorhersagen von Metereologen, dass extreme Wettersituationen – also auch Trockenheit – künftig häufiger auftreten werden, haben 32 Wasserversorger bereits vorbeugende Maßnahmen getroffen. Bei den anderen wird die Situation laufend evaluiert bzw. sind Projekte in Planung. Solche Maßnahmen umfassen unter anderem die Erschließung zusätzlicher Quellen sowie die Errichtung von Verbindungsleitungen zu anderen Wasserversorgern, sodass im Notfall weniger betroffene Gebiete anderen zu Hilfe eilen können.

Mehr Grundwasserschutz

In diesem Zusammenhang hebt der ÖVGW auch neuerlich die Notwendigkeit hervor, das Grundwasser aktiv zu schützen. Wenn längere Trockenperioden den Grundwasserspiegel sinken lassen, verschärfe sich auch das Problem, dass dieses Grundwasser beständig durch unterschiedliche Schadstoffe bedroht wird. Mikroplastik und Industriechemikalien könnten ebenso das Grundwasser gefährden wie Pestizide und Nitrate aus der Landwirtschaft. (hp)