Wasser

OOWV kann Preiserhöhung bei Trinkwasser wohl nicht vermeiden

Als Gründe gibt der Verband Klimawandel, Pandemiefolgen und Investitionen an. Da die Wasserwerke des Verbands am Limit laufen, hat die Standortsuche für Neubauten begonnen.
08.07.2022

Karsten Specht (li.), Geschäftsführer des OOWV, und Sven Ambrosy, Verbandsvorsteher des OOWV, bei der Verbandsversammlung 2022: Die Standortsuche für neue Wasserwerke soll mit Bürgerbeteiligung durchgeführt werden.

Wasserknappheit, Klimawandel, Millionen-Investitionen, steigende Energiekosten, Inflation und Fachkräftemangel: Die Situation der öffentlichen Wasserversorgung spitzt sich weiter zu. Das wurde auf der Verbandsversammlung des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) deutlich.

Verbandsvorsteher Sven Ambrosy betonte, dass der OOWV sparsam wirtschaftet, jedoch die Problemlagen so geballt aufträten, dass mit Blick auf die Kostenentwicklungen zum Jahreswechsel 2022/23 eine Anpassung der Trinkwasserpreise wohl nicht zu vermeiden ist.

Entscheidung erst im Dezember

„Es zeichnen sich Kostensteigerungen ab, die aus den Folgen der Pandemie, des Klimawandels und aus Investitionen in die Infrastruktur resultieren“, sagte Ambrosy. Über die genaue Höhe wird die Verbandsversammlung erst im Dezember entscheiden. Die Folgen des Ukraine-Kriegs lassen sich derzeit noch nicht beziffern.

Um Preissteigerungen bei den Schmutzwasserkosten abzumildern, bereitet der OOWV den Umstieg aufs Gebührenrecht vor. Aktuell werden sie als Entgelt kalkuliert. Der Gesetzgeber will hierauf künftig eine Umsatzsteuer erheben. Dadurch würden die durchschnittlichen Kosten um weitere zehn Prozent steigen, so der OOWV in einer Pressemitteilung. Durch die Einführung von Gebühren weicht der Verband einer Besteuerung aus, da diese nicht umsatzsteuerrechtlich bewährt sind.

Stabile Finanzlage

Derzeit muss der OOWV erhebliche Investitionen stemmen. Sie liegen in der Trinkwassersparte im diesem Jahr bei rund 52,6 Mio. Euro. Im Abwasserbereich belaufen sie sich auf 54,5 Mio. Euro.

Im Jahr 2021 hat der Verband erstmalig in seiner Geschichte die Bilanzsumme von einer Milliarde Euro überschritten. Die Vermögens- und Finanzlage sei stabil, "doch das Umfeld um uns herum verändert sich dramatisch", beschrieb OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht die Situation.

Hohes Entwicklungstempo in der Region

Der Nordwesten habe "weiterhin mächtig Durst". Die Ausweisung und Erschließung von Bau- und Gewerbegebieten sowie die geplante Ansiedlung von Firmen in der Wasserstoff-Industrie treibe den Wasserbedarf in immer neue Höhen. Die bestehenden Wasserwerke liefen überwiegend am Limit.

Demgegenüber stehen begrenzte Wassermengen und jahrelange Verfahren, wenn es um die Erhöhung von Wasserrechten geht. „Durch komplexe Antragsverfahren können wir mit dem Tempo, in dem sich Landkreise und Kommunen entwickeln, kaum Schritt halten“, betonte Specht.

Zwei neue Wasserwerke

Lösungen hat der OOWV in einem Wasserversorgungskonzept zusammengefasst, das in Teilen bereits umgesetzt wird. So kann der Verband durch die spezielle Aufbereitung von gereinigtem Abwasser zur Verwendung für industrielle Zwecke jährlich rund 3,5 Mio. Kubikmeter Trinkwasser einsparen. Auch mit benachbarten Wasserversorgern wird bereits kooperiert.

Der Mehrbedarf lasse sich dadurch jedoch nicht vollständig kompensieren. „Im Grunde benötigen wir zwei zusätzliche Wasserwerke. Dafür sind wir aber auf die Hilfe der Landkreise als untere Wasserbehörden angewiesen“, erklärte Ambrosy. Die Standortsuche werde nach nachvollziehbaren und klaren Kriterien ablaufen – Bürgerbeteiligung mit eingeschlossen. (hp)