Wasser

Rastatt: PFC-Umweltskandal und kein Ende

Böden und Grundwasser, die mit dem Umweltgift verunreinigt sind, sind ein Dauerthema für Mittelbaden. Demnächst wird eine Zivilklage der Stadtwerke Rastatt gegen den mutmaßlichen Verursacher verhandelt.
09.03.2022

Eine Ackerfläche im Landkreis Rastatt, aus der ein Landwirt eine Bienenweide gemacht hat, da der Boden mit PFC belastet ist.

 

Die vom Skandal um das Umweltgift PFC betroffenen Stadtwerke Rastatt sind zuversichtlich, mit ihrer Millionenklage gegen den mutmaßlichen Verursacher wenigstens teilweise erfolgreich zu sein. Was zu beweisen war, sei bewiesen worden, sagte am Mittwoch der Geschäftsführer des Wasserversorgers, Olaf Kaspryk.

Man habe dem Landgericht Baden-Baden im Vorfeld des für den 14. März angesetzten Prozesses genau dargelegt, dass das beklagte Kompostunternehmen Papierschlämme angenommen, mit Kompost vermischt und dann weitergegeben habe. Der Versorger geht nun im Rahmen eines Zivilprozesses gegen die Firma vor und verlangt Schadenersatz in Höhe von 6,5 Mio. Euro. Hinzu kämen die Kosten, die künftig noch auf die Stadtwerke zukommen könnten, sagte Kaspryk. Eigentlich hätte die mündliche Verhandlung schon vor einem Jahr stattfinden sollen, war wegen der Corona-Pandemie aber abgesagt worden.

Teure Sanierung

Wie aufwendig die Sanierung von PFD-belasteten Boden ist, zeigt die Sanierung eines Grundstücks in Bühl in unmittelbarer Nähe des Wasserwerks Balzhofen. Die Stadt hat eine Sondergenehmigung bekommen, die Erde abzutragen und auf ein wenige Kilometer entferntes und ebenfalls stark PFC-belastetes Gebiet zu transportieren. Dort wird der Aushub nach unten hin versiegelt, damit nichts ins Grundwasser gelangt – und bis 2025 in den Boden eingebaut, sagt ein Stadtsprecher. Später wird ein Gewerbegebiet daraus.

Das Projekt ist ein sehr kleiner, allerdings 1,5 Mio. teurer Befreiungsschlag in einem riesengroßen Umweltskandal, der die Region seit vielen Jahren beschäftigt. Selbst wenn also die Stadtwerke Rastatt den Prozess gegen den Kompostierer gewinnen – ob der Unternehmer solche Summen bezahlen kann, ist alles andere als gewiss.

Weitere Problemfälle

In Mittelbaden sind rund 1200 Hektar von den Verunreinigungen betroffen. Würde man alle Flächen abbaggern – die Kosten wären astronomisch und für niemanden zu stemmen. Das Land sieht sich nicht in der Pflicht. Erst im August vergangenen Jahres hatte es erneut Finanzhilfen für Sanierungen abgelehnt. Rechtlich gelte das Verursacherprinzip, so die am Regierungspräsidium Karlsruhe angesiedelte Stabstelle PFC.

Saniert wird daher, wenn überhaupt, nur stellenweise, in ganz kleinen Schritten und letztlich auf Kosten des Steuerzahlers. Auch die Frage, wohin verseuchte Erde gebracht werden könnte – außer auf ebenfalls belastetes Gelände –, ist bisher unbeantwortet. Aktuell gibt es nach Kenntnis der Stabstelle keine Deponie im Südwesten, die belasteten Aushub annimmt. (dpa/hp)