Wasser

RIWA-Rhein: Wasserqualität verfehlt die Ziele

In seinem Jahresbericht kritisiert der niederländische Verband, dass 2022 bei mehr als 60 Stoffen die Zielwerte überschritten wurden. Die Wasserunternehmen sorgen sich um die Trinkwasserversorgung und beklagen immer höheren Aufbereitungsaufwand.
07.09.2023

Der Rhein – hier bei Arnheim – ist eine wichtige Quelle für die Trinkwasserversorgung der Niederländer.

 

Es muss mehr getan werden, um die Wasserqualität des Rheins zu verbessern. Dafür plädiert RIWA-Rhein, der Verband niederländischer Trinkwasserunternehmen, die Oberflächenwasser aus dem Rhein für die Trinkwasseraufbereitung nutzen, in seinem Jahresbericht 2022.

Auch im Jahr 2022 wurden im Rhein Dutzende von Stoffen in Konzentrationen nachgewiesen, die über den Zielwerten des European River Memorandum (ERM) liegen, moniert der Verband. Zum Beispiel gibt es immer mehr Industriechemikalien und Arzneimittelrückstände im Rheinwasser, was von den Trinkwasserversorgern zunehmenden Aufbereitungsaufwand erfordert.

Trinkwasserbedarf nimmt zu

RIWA-Rhein sieht einen steigenden Bedarf an Trinkwasser in den Niederlanden. Zu diesem Zweck erkunden die Trinkwasserversorger neue Entnahmestellen im Rheineinzugsgebiet. Die Wasserqualität des Rheins wird damit für die niederländische Trinkwasserversorgung noch wichtiger, als sie es schon immer war.

Im Jahr 2022 wurden bei 60 Stoffen die Zielwerte, die im European River Memorandum festgelegt sind, überschritten. Sie sind so definiert, dass die Trinkwasserversorger mit einfachen natürlichen Reinigungsverfahren sauberes und gesundes Trinkwasser herstellen können.

Ziele für 2040 werden nicht erreicht

Im Jahr 2020 hat die Rhein-Ministerkonferenz das Ziel festgelegt, dass die Einleitungen von Stoffen in den Rhein bis 2040 um 30 Prozent reduziert werden sollen. Stoffe, deren Einträge im Durchschnitt um 1,5 Prozent oder mehr pro Jahr abnehmen, werden die angestrebte Reduzierung um 30 Prozent in 20 Jahren erreichen. Von den 56 Stoffen, die bewertet werden konnten, zeigt sich laut RIWA-Rhein, dass bei mehr als einem Drittel (21 Stoffe) die Frachten nicht ausreichend abnehmen oder sogar zunehmen.

Die am häufigsten vorkommenden Stoffgruppen sind Industriechemikalien (14 Stoffe) und Arzneimittelrückstände (25 Stoffe). In der ersten Gruppe sticht Hexa(methoxymethyl)-melamin (HMMM) mit einem Anstieg von 80 Prozent pro Jahr seit 2018 besonders hervor. HMMM wird u.a. bei der (Herstellung von) Autoreifen verwendet. Unter den Arzneimittelrückständen findet RIWA-Rhein weiterhin große Mengen an Kontrastmitteln (sowohl Röntgen- als auch MRT-Kontrastmittel), aber auch viele Schmerzmittel und blutdrucksenkende Mittel.

Strengere Auflagen nötig

Um die gesetzten Ziele zu erreichen, sind weitere Maßnahmen erforderlich. So erfordert beispielsweise die Verringerung der industriellen Einleitungen strengere Auflagen in den Einleitungsgenehmigungen. Den Auswirkungen auf die Trinkwasserfunktion des flussabwärts gelegenen Flusses wird oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, beklagt der Verband.

Für die meisten Arzneimittelrückstände kann die Behandlung von Haushaltsabwässern durch die Einführung einer vierten Reinigungsstufe verbessert werden. Außerdem lassen sich Kontrastmittel gut mit Urinbeuteln auffangen. Einige Krankenhäuser in den Niederlanden haben bereits damit begonnen, diese auszugeben.

Erkundung neuer Fördergebiete

Wetterextreme infolge des Klimawandels, zunehmende Umweltverschmutzung und eine wachsende Bevölkerung tragen dazu bei, die künftige Versorgungssicherheit zu gefährden. Um dem entgegenzuwirken, erkunden die Wasserversorgungsunternehmen neue Fördergebiete, von denen viele im Rheineinzugsgebiet liegen.

Dabei sei es wichtig, dass neue Standorte rechtzeitig ausgewiesen, geschützt und genehmigt werden, so RIWA-Rhein. Das niederländische Ministerium für Infrastruktur und Wassermanagement (I&W) arbeitet darüber hinaus an neuen, vielfältigen Trinkwasserquellen und sieht das IJsselmeer, den größte See der Niederlande, als nationalen Wasserspeicher.

Nachdenkliches Fazit

Dazu RIWA-Rijn Direktor Gerard Stroomberg: „Unser Jahresbericht ist eine Scorekarte für Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität des Rheins, und das Ergebnis stimmt nicht optimistisch. Und das, obwohl der wachsende Trinkwasserbedarf in den Niederlanden die Wasserqualität des Rheins für die niederländische Trinkwasserversorgung noch wichtiger macht, als sie es schon immer war.“ (hp)