Wasser

Ruhrverband setzt auf eigene Energieerzeugung

Auf der Verbandsversammlung berichtete der Ruhrverband über die Energieeffizienz der Anlagen, die Versorgungslage mit Fällmitteln und die Auswirkungen des Klimawandels.
02.12.2022

Die Delegierten der Mitglieder des Ruhrverbands – das sogenannte Wasserparlament der Ruhr – stellten in der Essener Philharmonie die Weichen für die wasserwirtschaftliche Arbeit in der Region im kommenden Jahr.

 

Der Ruhrverband hat am 2. Dezember in seiner jährlichen Verbandsversammlung in der Essener Philharmonie die Delegierten der 60 Städte und Gemeinden, der Wasserwerksgesellschaften sowie der Industrie und Gewerbebetriebe im Einzugsgebiet der Ruhr über die vielfältigen Herausforderungen informiert, denen sich die Wasserwirtschaft aktuell gegenübersieht.

Unter anderem thematisierte der Vorstandsvorsitzende und Technikvorstand Prof. Norbert Jardi, dass sich die langjährigen Bemühungen um die Energieeffizienz der Anlagen vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise bezahlt machen. Als eines der ersten großen deutschen Wasserwirtschaftsunternehmen wird der Verband ab 2024 seine Anlagen in der Jahresbilanz nahezu vollständig mit eigenproduziertem Strom versorgen.

Ab 2024 kein Fremdstrombezug mehr

Dazu nutzt der Verband den Strom aus sechs eigenen Wasserkraftanlagen an Ruhr und Lenne, aus 13 eigenen Photovoltaikanlagen sowie aus dem Betrieb von etwa 50 Blockheizkraftwerken auf den Kläranlagen, in denen aus dem bei der Klärschlammbehandlung entstehenden Biogas Strom und Wärme erzeugt wird.

Auch die Lieferengpässe bei Fällmitteln beschäftigen den Ruhrverband. Dank langfristig abgeschlossener Lieferverträge hatte das Unternehmen bislang keine größeren Versorgungsausfälle, musste aber bereits Fällmittel zwischen den eigenen Kläranlagen hin- und hertransportieren, um den Betrieb auf allen 65 Anlagen sicherzustellen. Eine Entspannung der schwierigen Versorgungssituation sei derzeit nicht in Sicht.

14 Jahre Trockenheit

Die Folgen des Klimawandels sind im Ruhreinzugsgebiet deutlich spürbar. Zum 14. Mal in Folge hat es im Abflussjahr 2022 weniger geregnet als im langjährigen Mittel. Das Niederschlagsdefizit war in diesem Jahr mit 166 Millimetern sogar das zweithöchste in dieser seit inzwischen 14 Jahren anhaltenden Trockenperiode.

Vor diesem Hintergrund wies Jardin eindringlich auf die Notwendigkeit hin, die gesetzlich festgelegten Mindestabflüsse in der Ruhr abzusenken. Dies sei erforderlich, um das Talsperrensystem klimaresilienter aufzustellen, damit der Ruhrverband sowohl auf Dürreperioden als auch auf Starkregenereignisse flexibler reagieren kann.

Neue Mitglieder im Kanalnetz

Nach Meschede, Schmallenberg, Schalksmühle und Hattingen hätten sich nun auch Balve und Ennepetal dazu entschlossen, ihre Kanalnetze auf den Ruhrverband zu übertragen, berichtete Finanz-, Personal- und Verwaltungsvorständin Antje Mohr. Damit biete sich die Möglichkeit, Schnittstellen im Kanalsystem vor Ort zu beseitigen und bestehende Einsparpotenziale zu heben.
Die Delegierten entlasteten den Vorstand für das Wirtschaftsjahr 2021. Außerdem billigten sie den Finanzplan für die nächsten fünf Jahre. (hp)