Trinkwasserversorgung zwischen Dürre und Extremwetter
Die Herausforderung könnten nur interkommunal durch Vernetzung der betroffenen Kommunen gelöst werden, sagte Badenova-Vorstand Heinz-Werner Hölscher beim alljährlich stattfindenden Wasserkolloquium des Versorgers. Deshalb werden in der Region auch etliche Strukturgutachten beauftragt, um ein noch klareres Bild über die Versorgungslage zu bekommen. Auch durch den Innovationsfonds für Klima- und Wasserschutz der Badenova werden akute Fragestellungen, die die Folgen des Klimawandels lindern sollen, untersucht.
Die Region verfügt über zwei wesentliche Standbeine der Wasserversorgung: das Wasserwerk Ebnet und das Wasserwerk Hausen an der Möhlin. „Während die Grundwasserstände in Ebnet stark schwanken, sind die Stände in Hausen deutlich stabiler“, so Klaus Rhode, Leiter Wasser/Abwasser bei der Badenova-Tochter BnNetze. Dennoch zeigen die Studien, dass auch dort die Grundwasserneubildung sukzessive abnimmt und Handlungsdruck besteht.
Neubau des Wasserwerks Ebnet
Das Wasserwerk Hausen ergänzt immer häufiger die Wasserabgabe aus Ebnet, um Freiburg vollumfänglich zu versorgen. Joscha Schellhorn von der GIT HydroS Consult erläuterte auf der Veranstaltung anhand des Zartener Beckens, dass die Grundwasserleiter des Wasserwerks Ebnet aufgrund des starken unterirdischen Gefälles naturbedingt leicht leerlaufen – ein Zustand, der immer häufiger eintritt.
Um sich für die Zukunft optimal aufzustellen, plant Badenova derzeit den Neubau des Wasserwerks Ebnet. Unter anderem sollen die dortigen Brunnen weiter ausgebaut und ertüchtigt werden, die Aufbereitungstechnik komplett erneuert sowie die Desinfektionsanlage optimiert werden. Ziel ist auch der Ausbau der Wasserkapazitäten in der Notversorgung, um umliegenden Gemeinden im Dreisamtal eine höhere Versorgungssicherheit zu bieten.
Trinkwasserproduktion stark gestiegen
Dass das Werk in Hausen derzeit häufig mit hoher Auslastung läuft, belegen aktuelle Zahlen. Rhode sprach von „Rekordmengen für die Region“, die vom Wasserwerk Hausen beliefert werden – cirka 50 Prozent der gesamten Gesamtwasserabgabe werden an Umlandgemeinden abgegeben.
In Hausen fördern sechs Tiefbrunnen aus 70 bis 120 Metern Tiefe ca. 45 Millionen Liter Wasser pro Tag. In den letzten sechs Jahren ist die Trinkwasserproduktion von 7,2 Mio. Kubikmetern auf 10,1 Mio. Kubikmeter pro Jahr gestiegen, um die geringeren Quellwasserschüttungen auszugleichen und eine Wasserknappheit zu vermeiden.
Im Schwarzwald laufen die Quellen leer
Bei längeren Trockenperioden im Schwarzwald ist das Leerlaufen der dortigen Quellen nicht zu verhindern, stellte Martin Lindenlaub vom Landratsamt Breisgau Hochschwarzwald fest. Kleine Quellwasser- und Eigenwasserversorgungen sind massiv bedroht und benötigen zwingend einen Anschluss an die öffentliche Versorgung. Auch müssten strukturelle Defizite in den Verteilnetzen behoben werden. In der Rheinebene gebe es größere Grundwasservorkommen, doch der steigende Wasserbedarf der Landwirtschaft stellt ein zunehmendes Problem dar.
Philip Grimm von Grimm Water Solutions beschäftigte sich mit dem Zustand der Gewässer im Land. Er erläuterte, dass Mischwasserüberläufe für bis zu 60 Prozent der Schadstoffemissionen in den deutschen Gewässern verantwortlich sind.
Schlechter Gewässerzustand
Derzeit erfüllten weniger als zehn Prozent der deutschen Fließgewässer die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie – Tendenz steigend. U.a. tragen die Extremniederschläge, die laut Studien der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg bis 2050 um 23 Prozent zunehmen werden, dazu bei. Eine intelligente Kanalnetzsteuerung könnte die Lösung sein. (hp)