Wasser

Umweltschützer sehen private Brunnen kritisch

Die Wasserpreise steigen und die Böden sind trocken. Viele Berliner lassen sich deshalb einen privaten Brunnen bohren, aus dem sie kostenlos Grundwasser entnehmen können.
23.06.2022

Bis zu 15 Meter tiefe Brunnenbohrungen für private Gartenbrunnen müssen bei der Berliner Umweltverwaltung nur angezeigt, aber nicht beantragt werden.

 

Zur Bewässerung ihrer Gärten lassen sich immer mehr Berliner private Brunnen bohren, aus denen sie Grundwasser entnehmen. Umweltschützer sehen das kritisch. «Wir haben gerade ein großes Problem mit sinkenden Grundwasserständen. Dazu tragen solche privaten Brunnen bei», sagte Gewässerschutzexpertin Verena Fehlenberg vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Einfluss auf die Trinkwasserbestände durch die Brunnen sei noch nicht sichtbar, sagte der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stefan Natz. Berlin gewinnt sein Trinkwasser aus den Grundwasserreserven der Stadt. Angesichts knapper werdender Ressourcen werde sich aber die Politik überlegen müssen, ob die Nutzung von Brunnenwasser künftig eingeschränkt werden müsse oder ob neue Regelungen für deren Bau geschaffen werden sollten.

Daten zu Entnahmemenge fehlen

Der private Brunnenbau schade unter anderem dem Stadtgrün, kritisiert Fehlenberg. «Je mehr Brunnen entstehen, desto mehr wird den Bäumen das Wasser abgegraben.» Auch vielen Kleingewässern in Berlin drohe wegen sinkender Grundwasserstände die Austrocknung. Es sei außerdem fraglich, wofür das kostenlose Brunnenwasser genutzt werde. «Wird damit der Rasen gesprengt? Der Swimmingpool befüllt? Das sind alles Nutzungen, die unter der anhaltenden Trockenheit mehr und mehr kritisch zu bewerten sind», so die Wasserexpertin.

Fehlenberg bemängelte außerdem die mangelnde Transparenz. Es fehle an Veröffentlichungen zu den Brunnen und zur geförderten Wassermenge. «Die Dimension ist unbekannt und die Daten tauchen nicht in den Bilanzen auf», so Fehlenberg. «Wie viele Brunnen es in der Stadt gibt, weiß niemand genau», sagt auch Natz.

Keine Unterscheidung zwischen privat und gewerblich

Der Berliner Umweltverwaltung sind momentan mehr als 10.000 Brunnen bekannt. «Eine statistische Differenzierung zwischen unterschiedlichen Nutzern – etwa ob es um Unternehmen mit gewerblicher Nutzung oder um Privatnutzung durch Gartenbesitzende geht – wird nicht geführt, so dass wir zur Aufteilung keine Angaben machen können», erklärt Sprecher Jan Thomsen.

«Bis zu 15 Meter tiefe Brunnenbohrungen für private Gartenbrunnen müssen bei der Behörde lediglich angezeigt, eine Bohrung tiefer als 15 Meter muss entsprechend beantragt und beschieden werden», erläutert Thomsen. In den vergangenen Jahren habe sich die Anzahl der Anträge erhöht: 2018 gingen demnach rund 450 Anträge für Gartenbrunnen ein, 2019 mehr als 600 Anträge, 2020 waren es 784 Brunnenanträge und 2021 waren es 554 Brunnenanträge. Der überwiegende Anteil der Anträge werde zugelassen. In Trinkwasser-Schutzzonen sind Brunnen nicht erlaubt. (dpa/hp)