Wasser

"Beziehung des Menschen zur Natur neu kalibrieren"

EU-Vizekommissionschef Frans Timmermans hat heute die Strategie für eine gesunde Ernährung vorgestellt. Im Zentrum steht mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft – mit einem bedeutenden Nebeneffekt: besserer Trinkwasserschutz, wie der VKU ausführt.
20.05.2020

70 Prozent des Trinkwassers in Deutschland wird aus Grund- und Quellwasser gewonnen.

Für gesunde und umweltfreundliche Ernährung in der EU sollte der Einsatz gefährlicher oder schädlicher Pestizide in der EU nach Ansicht der EU-Kommission innerhalb von zehn Jahren halbiert werden. Wie aus einer am Mittwoch vorgestellten Strategie der Brüsseler Behörde hervorgeht, sollte zudem der Gebrauch von Dünger bis 2030 mindestens um 20 Prozent zurückgehen, der Verkauf von Antibiotika und anderer Wirkstoffe, etwa für Nutztiere und Aquakulturen, um 50 Prozent.

«Das ist die konkrete Übersetzung dessen, was wir mit dem "Green Deal" angekündigt haben», sagte EU-Vizekommissionschef Frans Timmermans. Die Beziehung des Menschen zur Natur müsse neu kalibriert werden. Damit Bauern moderne Technologien einsetzen könnten, sollten alle ländlichen Gebiete in der EU bis 2025 Breitband-Zugang haben, heißt es in der Strategie «Vom Hof auf den Teller», aus der später Gesetzesvorschläge werden sollen.

Nachhaltiges Nahrungsmittelsystem

„Wir begrüßen, dass die EU-Kommission mit ihren am Mittwoch vorgelegten Strategien den guten Zustand von Ökosystemen, insbesondere in den Bereichen Wasser und Böden, und die Nachhaltigkeit des europäischen Nahrungsmittelsystems stärken will“, stellt Karsten Specht, Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), fest. Die VKU-Mitgliedsunternehmen versorgen mehr als 90 Prozent aller Deutschen mit Trinkwasser.

„Wichtig ist dabei vor allem die Verzahnung der unterschiedlichen Politikfelder, die der Grüne Deal anstößt. Der Schutz der Trinkwasserressourcen hängt wesentlich davon ab, dass sich die europäische Gesetzgebung insgesamt an den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie ausrichtet. Das betrifft insbesondere die Landwirtschaft“, so Specht weiter.

„Belohnung“ für Landwirte

Trinkwasser wird in Deutschland zu 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser gewonnen, weshalb die Grundwasserressourcen eine besondere Bedeutung für die Trinkwasserversorgung haben. Umso mehr bereiten der deutschen Wasserwirtschaft die teilweise in einigen Regionen zunehmenden Nitrat- und Pflanzenschutzeinträge durch die Landwirtschaft große Sorgen. Um das zu erreichen, müssten Landwirte für finanzielle Förderungen eine Gegenleistung wie das Erreichen von Umwelt- und Gewässerschutzstandards erbringen, unterstreicht Specht. Es gehte letztendlich darum, Leistungen der Landwirte für den Gewässerschutz gezielt zu belohnen und die nachhaltige Ausrichtung der Landwirtschaft zu unterstützen. 

„Wir begrüßen deswegen auch das Ziel der EU-Kommission, den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in der EU stark zu verringern“, stellt der VKU-Vizepräsident fest. „Hier braucht es ambitionierte und verbindliche Zielvorgaben.“ Bestimmte Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte bereiteten den kommunalen Wasserversorgern immer mehr Probleme, wenn es darum geht, die Verbraucher mit qualitativ hochwertigen und kostengünstigen Trinkwasser zu beliefern.

Preistreiber für die Wasseraufbereitung

Dies betrifft insbesondere den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Trinkwassereinzugsgebieten. Sollte die Entwicklung insgesamt so weitergehen, bestünde die Gefahr, dass die Wasseraufbereitung technisch immer aufwendiger und teurer würde. „Die kommunalen Wasserversorger begrüßen daher ausdrücklich das Ziel der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren“, sagt Specht. (dpa/hp)