Wasser

Bodensee: Gewässerschutz zeigt Wirkung

Das Seewasser hat hohe Qualität. Die Situation bei den Zuflüssen ist an manchen Stellen aber immer noch schwierig, wie ein Spurenstoff-Monitoring zeigt.
30.06.2020

Der Bodensee ist Trinkwasserreservoir für 5 Mio. Menschen.

Die Belastung der Flüsse und Seen durch Spurenstoffe ist eine der großen Herausforderungen für den Gewässerschutz. Spurenstoffe haben das Potenzial, schon in sehr geringen Konzentrationen unerwünschte Folgen für die Umwelt zu haben. Das Spurenstoff-Monitoring der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) zeigt, dass sich diese Belastung durch Gewässerschutzmaßnahmen reduzieren lässt.

Schäumende Bäche, Fischsterben und Abfälle in Gewässern waren noch in den 1960er Jahren auch im Bodenseeraum an der Tagesordnung. Dank der in internationaler Zusammenarbeit getroffenen Maßnahmen gehören diese Bilder der Vergangenheit an. Der Eintrag von Schadstoffen in den Bodensee und seine Zuflüsse konnte insbesondere durch den Ausbau der Abwasserreinigung stark reduziert werden: ein Generationenprojekt, an dem die IGKB maßgeblich beteiligt war.

Die Gefahr von Spurenstoffen

Doch auch heute finden sich unerwünschte Stoffe im Wasser – wenn auch kaum sichtbar. Sogenannte Spurenstoffe haben das Potenzial, schon in sehr geringen Konzentrationen unerwünschte Folgen für die Lebewesen in den Gewässern zu haben. Dazu gehören beispielsweise Rückstände von Medikamenten, Chemikalien aus der Industrie sowie Pestizide aus der Landwirtschaft.

Da diese Stoffe durch konventionelle Kläranlagen teilweise nicht ausreichend aus dem Abwasser entfernt werden können, gelangen sie unter anderem über gereinigtes Abwasser in die Gewässer. Die IGKB, deren Mitglieder die Anrainerstaaten Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie das Fürstentum Liechtenstein sind, beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Spurenstoffe.

Regelmäßiges Monitoring

Bereits 2008 führte die Organisation eine umfangreiche Bestandsaufnahme durch, bei der das Seewasser auf über 600 Einzelstoffe untersucht wurde. Seit damals werden regelmäßig Monitoringkampagnen durchgeführt. In der jüngsten Untersuchung standen Stoffe aus dem täglichen Gebrauch der Bevölkerung im Vordergrund, die via Abwasser in die Gewässer eingetragen werden. Zu den 35 untersuchten Stoffen gehören Rückstände von Medikamenten, Süßstoffe oder ein Korrosionsschutzmittel, das in Geschirrspülmitteln vorhanden ist.

Das Monitoring hat gezeigt, dass die Konzentrationen von Spurenstoffen im See niedriger ist als in seinen Zuflüssen. Im See sind keine negativen Auswirkungen auf die Gewässerorganismen zu erwarten und aus dem Bodensee gewonnenes Trinkwasser sei von hervorragender Qualität, teilt die IGKB mit. In den untersuchten Zuflüssen wurden insgesamt höhere Werte von unerwünschten Stoffen gemessen als im See.

Problematisches Abwasser aus Kläranlagen

Die Konzentration einzelner Stoffe erreichte an manchen untersuchten Stellen der Zuflüsse Werte, bei denen negative Auswirkungen auf die Gewässerlebewesen nicht ausgeschlossen werden können. Erhöhte Konzentrationen fand man insbesondere in Gewässern, in die große Mengen Abwasser aus Kläranlagen eingeleitet werden und in denen nur eine geringe Verdünnung mit Flusswasser erfolgt.

Erfreulicherweise konnte mit dem Monitoring aber auch gezeigt werden, dass kürzlich durchgeführte Gewässerschutzmaßnahmen Wirkung zeigen. Am Schweizerischen Bodenseezufluss Steinach beispielsweise hat sich die Wasserqualität stark verbessert, weil das Abwasser der Stadt St. Gallen, das früher in die Steinach eingeleitet wurde, jetzt auf eine größere Kläranlage umgeleitet wird. Damit verbessern sich nicht nur die Lebensbedingungen der Gewässerorganismen in diesem Bodenseezufluss, das umgeleitete Abwasser wird auf der größeren Anlage auch effizienter gereinigt.
 
Vierte Reinigungsstufe wirkt

Auch an der baden-württembergischen Schussen zeigte das Monitoring eine verbesserte chemische Wasserqualität. Grund dafür ist der Ausbau einer großen Kläranlage mit einer sogenannten vierten Reinigungsstufe. Im Gegensatz zu konventionellen Kläranlagen können Anlagen mit einer vierten Stufe auch Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernen. Diese Maßnahme zeigt Wirkung: In der Schussen findet man heute wieder mehr seltene und empfindliche Insektenlarven als früher, und der Gesundheitszustand der Fische hat sich verbessert.

Bei allen Bodenseeanrainerstaaten sind die Anstrengungen für die Reduktion der Spurenstoffbelastung groß. Die IGKB wird sich weiterhin im Bereich internationaler Erfahrungsaustausch engagieren und wird mit ihren Monitoringprogrammen auch in Zukunft wichtige Grundlagen für den Gewässerschutz bereitstellen. Der Bodensee ist immerhin Trinkwasserspeicher für über 5 Mio. Menschen. (hp)