Wasser

Gut gefüllt in den Sommer

Die Trinkwasser-Talsperren in Thüringen verzeichnen Höchststände. Den klimatischen Veränderungen wirkt die TFW mit einer vorausschauenden Steuerung entgegen.
04.05.2021

Bei den Thüringer Trinkwasser-Talsperren (im Bild die Talsperre Schönbrunn) treten immer größere Schwankungen des Wasserspiegels auf.

Die sechs versorgungswirksamen Trinkwasser-Talsperren in Thüringen verzeichnen mit Ende des hydrologischen Winterhalbjahres Höchststände. Ihre Betriebsräume sind sehr gut gefüllt, teilt die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) mit. Jährlich werden rund 52 Mio. Kubikmeter Wasser zur Trinkwasseraufbereitung aus den Talsperren bereitgestellt. Die hohen Zuflüsse im Februar und März waren vor allem auf die Schneeschmelze zurückzuführen.

Der sehr gute Füllstand sei auch der Weitsichtigkeit der Fachhydrologen des Unternehmens zu verdanken, so die TFW. Markus Möller, Fachhydrologe Wasserbewirtschaftung bei der TFW, greift auf Wetter- und Abflussdaten des Deutschen Wetterdienstes, des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, der TFW sowie auf seine Erfahrungen zurück. Er hat vorausschauend die zu stauenden Wassermengen an den Anlagen angepasst und einen zeitigeren Einstaubeginn ermöglicht, um somit den fehlenden Niederschlägen im Monat April vorzubeugen.

  • Entwicklung der Zuflüsse an den großen Trinkwassertalsperren in Thüringen: Gelb (Sommer 2019), Hellblau (Winter 2019/20), Violett (Sommer 2020), Dunkelblau (Winter 2020/21).

Bedeutung der Talsperren nimmt zu

Die TFW betreibt und unterhält neben den Trinkwasser-Talsperren auch rund 70 Anlagen für die Brauchwassernutzung. Dort wird ebenfalls ein sehr guter Füllstand verzeichnet. Auch hier trug die thüringenweite weiße Schneedecke wesentlich zu den ergiebigen Zuflüssen bei.

Die Bedeutung der Trinkwasser- und der Brauchwasser-Talsperren und der Hochwasser-Rückhaltebecken nehmen laut TFW eine immer wichtigere Rolle als ausgleichende Elemente im Wasserkreislauf wahr. Die Klimaveränderungen seien in den Messwerten der letzten 30 Jahre deutlich erkennbar. So hat die Jahresmitteltemperatur gegenüber dem Zeitraum 1961-1990 thüringenweit um 1,1 Kelvin zugenommen und auch der Jahresniederschlag stieg um drei Prozent an.

Klimawandel klar erkennbar

Hierbei ist die zeitliche Verteilung des Niederschlags von entscheidender Bedeutung: So nahm seit 1991 der Niederschlag in den Monaten April um 27 Prozent und Juni um 18 Prozent ab, das seien deutliche Anzeichen einer zunehmenden Frühjahrs- und Frühsommer-Trockenheit, so die TFW. Hingegen deute die Zunahme des mittleren Juli-Niederschlags um 38 Prozent auf ein gestiegenes Starkniederschlags-Risiko hin.

In Verbindung mit kürzeren, kleineren und zeitiger schmelzenden Schneerücklagen wurde an allen Standorten der Thüringer Talsperren in den letzten 30 Jahren eine deutliche Verschiebung des Abflussregimes beobachtet, hin zu einem immer mehr in den Wintermonaten geprägten Wasserdargebot. Direkte Folge dieser zeitlichen Konzentration ist eine stärkere Inanspruchnahme der Betriebsräume und daraus resultierende größere Wasserspiegel-Schwankungen in den Talsperren. (hp)