Wasser

Juli-Hochwasser: EGLV zieht Konsequenzen

Emschergenossenschaft und Lippeverband haben die Starkregenereignisse des Sommers analysiert. Der EGLV richtet seine Maßnahmen nun auf 500-jährige statt 100-jährige Hochwasser aus.
11.10.2021

Im Gebiet der Emscher (Bild) und der Lippe haben im Juli laut EGLV 55 Hochwasser-Rückhaltebecken Schlimmeres verhindert.

 

Der hohe Ausbaugrad des Hochwasserschutzes an der Emscher hat Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) nach eigenen Angaben beim Extrem-Hochwasser im Juli geholfen, die Situation zu bewältigen. Erste Ergebnisse der Auswertungen des Verbandes zeigten aber, dass es – bei gleichen Regenmengen wie zum Beispiel in Hagen – auch im Gebiet des EGLV zu erheblichen Schäden gekommen wäre, heißt es in einer Pressemitteilung.

Deiche der Emscher und von Nebenläufen wären überströmt worden. Die daraus resultierenden Überflutungen hätten einige Tausend Menschen betroffen und erhebliche Schäden nach sich gezogen. „Gesetzlich sind wir dazu verpflichtet, an den Hauptläufen unserer Gewässer ein 100-jährliches, an den Nebenläufen ein 25- bis 50-jährliches Hochwasser abwehren zu können. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist jedoch davon auszugehen, dass solche Katastrophen häufiger auftreten werden und zu weit stärkeren Schäden führen“, so Emanuel Grün, Technischer Vorstand von Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Prognosen verbessern

Die Hochwasservorhersage soll deshalb weiterentwickelt werden. Im Fokus hat der Verband besonders kleinere, schwer zu prognostizierende Starkregenzellen. Gerade diese Zellen wirken sich beim Niederschlag auf kleine Gewässer aus und machen aus plätschernden Bächen reißende Ströme. Über die Niederschlagsprognosen des Deutschen Wetterdienstes hinaus müssten die Intervalle der Hochwasserprognose deutlich verkürzt werden. Eine Konsequenz sei daher, dass das Pegelnetz auch an kleineren Gewässern an einigen Stellen verdichtet werden muss, so der EGLV.

Die Pegelstände insbesondere an der Emscher, aber auch an Nebenläufen im Lippe-Gebiet haben gezeigt, dass ein Ausbau der technischen Schutzanlagen stellenweise alternativlos sei. „Wir müssen Deichabschnitte überströmungssicher ausbauen und den Ausbaugrad der Deiche an einigen Stellen erhöhen – zum Beispiel auf ein Hochwasser, das statistisch gesehen alle 500 Jahre vorkommen kann“, so Grün.

Schwammstadt-Prinzip umsetzen

Im Emscher-Lippe-Gebiet hätten im Juli die 55 Hochwasser-Rückhaltebecken des EGLV, die ein Rückhaltevolumen von insgesamt 5 Mio. Kubikmetern haben, Schlimmeres verhindert. Mittelfristig werden aber weitere Flächen an Gewässern benötigt, das betonten die Verantwortlichen der Wasserwirtschaftsverbände sehr deutlich.

Zu den Maßnahmen zähle auch die Klimafolgenanpassung der Kommunen: „Die Lage macht es erforderlich, dass unter anderem Gründächer, Entsiegelungen und Entflechtungen – ganz nach den Prinzipien der Schwammstadt – in den Flächennutzungs- und Bebauungsplänen der Kommunen festgeschrieben werden.“ (hp)