Wasser

Österreich sorgt sich um das Wasser

Laut einer Studie wird der Klimawandel in der bisher sehr wasserreichen Alpenrepublik die Ressourcen spürbar verknappen. Der ÖVGW warnt vor Nutzungskonflikten – wie in Deutschland.
22.09.2021

Eine Studie prognostiziert, dass die Wasserressourcen in Österreich bis 2050 deutlich abnehmen, während der Bedarf steigt.

 

Das österreichische Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) hat die Studie „Wasserschatz Österreich“ veröffentlicht. Die umfassende Untersuchung stellt den aktuellen Wasserbedarf für ganz Österreich dar und gibt einen Ausblick auf die zu erwartenden Entwicklungen in den nächsten 30 Jahren im Hinblick auf den Klimawandel.

„Wir freuen uns, dass diese schon lange von uns geforderte Studie nun mit detaillierten Fachgrundlagen vorliegt“, sagt Wolfgang Nöstlinger, Vizepräsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). „Damit haben wir eine wichtige Datenbasis für die Trinkwasserversorgung und das zukünftige Trinkwassermanagement.“

Lücken in der Studie

Die Studie zeige, dass der aktuelle Wasserbedarf nachhaltig aus dem Grundwasser gedeckt werden könne, heißt es in der Stellungnahme des ÖVGW. Durch die Auswirkungen des Klimawandels könnten aber die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis 2050 um bis zu 23 Prozent von derzeit 5,1 Mrd. Kubikmeter auf 3,9 Mrd. Kubikmenter abnehmen – und dies bei einem prognostizierten Anstieg des jährlichen Gesamtbedarfs um fünf bis sieben Prozent auf 3,33 Mrd. Kubikmeter im Jahr 2050.

„Mit der Gegenüberstellung von vorhandenen Grundwassermengen und Wasserrechten ist ein Meilenstein erreicht”, so Nöstlinger weiter, „allerdings weist die Studie einige Lücken auf, die so schnell wie möglich geschlossen werden müssen. Zum Beispiel sind viele Grundwasserentnahmen mengenmäßig noch nicht erfasst.” Selbst der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) hält fest, dass sich bestimmte Grundwasserkörper aufgrund einiger heißer und trockener Sommer nicht wie üblich gefüllt haben.

Gesetzlicher Vorrang für Trinkwasser

Konkret fordert die ÖVGW sofortige Vorsorgemaßnahmen in Form von Investitionen in die Infrastruktur und den Bau von Verbundleitungen sowie eine gesetzliche Verankerung des Versorgungsauftrages in das Wasserrechtsgesetz aus dem Jahr 1959: „Als Trinkwasserversorger tragen wir große Verantwortung. Daher sehen wir es als unsere Pflicht, vom ungünstigsten in der Studie dargestellten Szenario auszugehen, um im Krisenfall gut vorbereitet zu sein. Dazu braucht es umfassende Vorsorgemaßnahmen und eine gesetzlich verankerte Vorrangregelung für die Trinkwasserversorgung,” so der Vizepräsident.

Denn wie das „Wasserschatzszenario ungünstig“ der Studie zeigt, steigt in einigen Regionen die Nutzungsintensität über 75 Prozent, der Bedarf könne die verfügbare Grundwasserressource übersteigen. Dadurch können sich regional Nutzungskonflikte ergeben. „Österreich ist davon bisher weitestgehend verschont geblieben – das darf uns aber nicht in Sicherheit wiegen", warnt Nöstlinger und weist darauf hin, dass es in anderen europäischen Staaten, wie zum Beispiel Deutschland, aufgrund stark abgesunkener Grundwasserspiegel bereits zu solchen Nutzungskonflikten komme.

Die Bedarfe nach Nutzungsarten

In der Landwirtschaft sei der Wasserbedarf sehr saisonal und regional, er könne sich laut der Studie bis 2050 aber nahezu verdoppeln. Mit geringen Bedarfsveränderungen wird hingegen im Bereich Industrie und Gewerbe gerechnet. Mit etwa 2210 Mio. Kubikmetern pro Jahr (davon rund 330 Mio. m3/Jahr aus dem Grundwasser) sei dies jedoch mit Abstand der Wirtschaftssektor mit der größten Wasserentnahme. Der Wasserbedarf der Bevölkerung (Haushalte) wird sich laut der Studie bis 2050 um elf bis 15 Prozent erhöhen.

„Unser Ziel ist es, dass nicht-essenzielle Grundwasserentnahmen bei kritischen Grundwasserständen in Zukunft behördlich gestoppt werden können”, sagt Nöstlinger. Die bereits heute mögliche regionale Einschränkung von Poolbefüllungen und Gartenbewässerungen in längeren Hitze- und Trockenperioden reiche dabei nicht mehr aus: „Wir alle wollen sorgsam mit der Ressource umgehen. Aber auch für Industrie und Landwirtschaft müssen verbindliche Methoden des ressourcenschonenden Umgangs und einer möglichst geringen Verschmutzung festgelegt werden“, so der ÖVGW-Vizepräsident. (hp)