Wasser

Ostsee: Weniger Müll, weniger Lärm, weniger Düngebelastung

Die Anrainerstaaten haben einen Zehnjahresplan verabschiedet. Sie wollen unter anderem gegen Munitionsaltlasten und tote Zonen vorgehen.
22.10.2021

In der Organisation Helcom arbeiten Vertreter der Länder Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen, Russland, Schweden sowie die EU zusammen.

 

Hochrangige Vertreter der Ostseeanrainerstaaten sowie der europäische Umweltkommissar haben ihren Ostseeaktionsplan für den Zeitraum 2021 bis 2030 vorgelegt. Im Fokus stehen dabei Aktivitäten gegen Verschmutzungen der Ostsee, vor allem durch Meeresmüll sowie Überdüngung.

Bis 2030 sollen 50 Prozent weniger Abfälle an den Stränden landen als heute. Die in der Organisation „Helcom“ zusammengeschlossenen Partner wollen auch den Schutz von marinen Arten und Lebensräumen verbessern. Dazu soll bis 2030 ein Drittel der Ostsee unter strengem Schutz stehen und mit einem effektiven Management versehen sein. Deutschland hat derzeit den Helcom-Vorsitz.

Enormes Algenwachstum

Künftig wollen sich die Partner verstärkt dem Problem der Eutrophierung widmen. Durch Überdüngung geraten zahlreiche Nährstoffe aus der Landwirtschaft über das Grundwasser, die Flüsse oder auch die Atmosphäre in die Ostsee. Infolgedessen kommt es zu enormem Algenwachstum, das wiederum Meerestieren und Unterwasserpflanzen den nötigen Sauerstoff nimmt.

Auf diese Weise sind verstärkt tote Zonen in der Ostsee entstanden. Mit der Verabschiedung einer Nährstoff-Recycling-Strategie reagiert Helcom auf diese Situation. Die Organisation will in den kommenden Jahren ein nachhaltiges Management von Nährstoffen etablieren und den Nährstofftransport in Richtung Ostsee so weit wie möglich minimieren.

Kampf dem Meeresmüll

Die Helcom-Partner streben an, die geschützte Fläche der Ostsee von derzeit etwa 15 Prozent auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen. Der Aktionsplan enthält auch gezielte Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der natürlichen Vielfalt aller Arten der Ostsee, ihrer Nahrungsketten und Lebensräume.

Darüber hinaus wurde der 2015 beschlossene Regionale Helcom-Aktionsplan gegen Meeresmüll aktualisiert. Bis 2025 sollen mindestens 30 Prozent und bis 2030 50 Prozent weniger Abfälle an den Ostseestränden landen, verglichen mit dem derzeitigen Referenzwert von 40 Stück Abfall pro 100 Meter Küstenlinie. Im Fokus steht dabei vor allem die Reduzierung von Kunststoffmülleinträgen in die Ostsee.

Reduzierung von Unterwasserlärm

Außerdem stellen sich die Partner hinter die Initiative zur Erarbeitung eines globalen Kunststoffabkommen und zur Erteilung eines Verhandlungsmandats, das unlängst auf Initiative von Deutschland, Ecuador, Ghana und Vietnam auf internationaler Ebene weiter vorangetrieben wurde. Die Ostseeanrainer wollen künftig zu einer treibenden regionalen Kraft auf UN-Ebene werden.

Der Ostseeaktionsplan enthält außerdem erstmalig einen Aktionsplan zur Reduktion von Unterwasserlärm, zahlreiche Maßnahmenvorschläge gegen Schadstoffe und Munitionsaltlasten sowie Festlegungen zu fachpolitischen Querschnittsthemen wie Ocean Governance, Ökosystemansatz oder GES (Good Environmental Status). (hp)