Wasser

Trinkwasser: Tracerversuch nach Höhlenfund

Die Stadtwerke Burglengenfeld wollen mit Lebensmittelfarbe ermitteln, ob die Qualität der Versorgung gesichert ist.
06.01.2021

Friedrich Gluth (li.), Vorstand der Stadtwerke Burglengenfeld, und Dipl.-Ing. Josef Hollweck, Leiter des Technik-Referats der Stadtwerke, vor der Aktivkohleanlage im Raffa.

Bei Bauarbeiten an einer Umgehungsstraße in Burglengenfeld im Frühsommer 2020 wurde eine große Höhle entdeckt. Seither beschäftigen die Stadtwerke Burglengenfeld (SWB) als Wasserversorger die Frage: Wie ist der Schutz des Trinkwassers am besten sicherzustellen? Antworten hierzu soll ein sogenannter Tracerversuch liefern.

Dass eine derart große Höhle, der nach seinem Entdecker benannte Zwicknagelschacht, im Stadtgebiet Burglengenfeld liegt, war für Fachleute keine große Überraschung. Große Teile des Wasserschutz- und Wassereinzugsgebiets gehören zum Oberpfälzer Jura. Bodenschichten im Jurakarst sind häufig nur sehr dünn ausgeprägt, das Gestein ist stark zerklüftet und damit äußerst durchlässig.

Hier bestehen zum Beispiel durch Dolinen vielfach direkte Verbindungen zwischen der Erdoberfläche und dem Grundwasserstrom. Niederschlagswasser, aber auch unerwünschte Stoffe wie Pflanzenschutzmittel können deshalb rasch in das Grundwasser und damit letztlich auch in das Trinkwasser gelangen.

Folgenabschätzung nach Unfall

Ähnliche Auswirkungen könnte der Zwicknagelschacht haben. Der tiefste bislang bekannte Punkt der Höhle liegt laut dem Hydrogeologen Klaus Dieter Raum nur rund 30 Meter über dem Grundwasserspiegel. Die Stadtwerke müssen daher folgende Fragen klären: Wie lange würde es etwa nach einem Unfall auf der Umgehungsstraße in dem Bereich dauern, bis möglicherweise verunreinigtes Wasser im Grundwasser und bei den Trinkwasserbrunnen im Waldgebiet Raffa ankommt? Wie lange hätten die Stadtwerke bei so einem Schadenfall Zeit, um zu reagieren?

Um Klarheit darüber zu bekommen, ist ein sogenannter Tracerversuch nötig. Dabei wird an geeigneten Stellen in der Höhle mit lebensmittelechtem Farbstoff versetztes Wasser eingebracht. Anhand der Färbung kann man nachvollziehen, welchen Weg das Wasser nimmt und wie schnell das geht. Das kann wenige Stunden dauern – oder mehrere Monate.

Schwierige Versuchsplanung

Stadtwerke-Vorstand Friedrich Gluth erklärt, dass dieses Vorhaben den ursprünglichen Planungen zufolge eigentlich längst abgeschlossen sein sollte. Allerdings steckt wie so oft der Teufel im Detail. Zunächst waren umfassende Absprachen des beauftragten Fachbüros mit den zuständigen Fachbehörden nötig: Welche Farbstoffe eignen sich dafür? Welches Labor kann zuverlässig die Auswertungen übernehmen? Und wer kann derzeit überhaupt die passenden Farbstoffe liefern? Nun soll der Tracerversuch Mitte Januar 2021 stattfinden.

Die Entdeckung des Zwicknagelschachts zeige eindrücklich die geologischen Besonderheiten des Einzugsbereichs der Burglengenfelder Trinkwasserversorgung auf, so Gluth. Deshalb sei es wichtig gewesen, die Aktivkohleanlage im Raffa zu bauen. Zwar benötige das Trinkwasser, das aus den drei Brunnen dort gewonnen wird, keine Aufbereitung. Die Aktivkohleanlage sei eine Vorsichtsmaßnahme für den „hoffentlich nie eintretend Fall“, dass Verunreinigungen das Trinkwasser bedrohen. (hp)