Wasser

Wasserversorger hoffen auf Winter mit viel Schnee und Regen

Rheinland-Pfalz: Die Neubildung von Grundwasser ist in den vergangenen fünf Jahren um 22 Prozent geringer ausgefallen als im langjährigen Mittel. Damit die Trinkwasserversorgung gesichert bleibt, muss es im Winter ausreichend Niederschläge geben.
14.11.2018

Trinkwasser kommt aus dem Wasserhahn. Dies stimmt leider nur bei oberflächlicher Betrachtung. Tatsächlich befindet sich ein großes Rohrnetz hinter der Wasserversorgung sowie Förder- und Aufbereitungsanlagen.

Nach dem Dürresommer in diesem Jahr sind in den kommenden Monaten ergiebige Niederschläge nötig, um die Neubildung von Grundwasser zu ermöglichen. In den vergangenen fünf Jahren sei die Grundwasserneubildung um 22 Prozent geringer ausgefallen als im langjährigen Durchschnitt seit 1951, heißt es in einer Antwort des Umweltministeriums in Mainz auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Hartenfels.

Bislang habe die aktuelle Dürreperiode keinen Einfluss auf die Trinkwasserversorgung, antwortete Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Aber Quellen in ergiebigen Gesteinen seien sehr verwundbar. "Das Wasser fließt schnell im Untergrund und Niederschlagsdefizite im Winter machen sich umgehend durch einen Rückgang der Quellschüttung bemerkbar." Mit steigenden Temperaturen beginne zudem die Vegetationsperiode früher und ende später – damit verkürze sich die vegetationsfreie Zeit, das sogenannte hydrologische Winterhalbjahr für die Grundwasserneubildung.

70 Prozent weniger NIederschläge

In einigen Regionen wurden von Januar bis September weniger als 70 Prozent der langjährigen Niederschlagsmengen (1981–2010) gemessen. Betroffen waren nach Angaben des Ministeriums vor allem Westerwald, Taunus, östliche Eifel, nordöstlicher Hunsrück, Rheinhessen und Vorderpfalz. Im gesamten Bundesland war das Regendefizit im Februar am größten – da wurden nur 28,9 Prozent des langjährigen Mittels für diesen Monat erreicht. Im Juli waren es 42,9, im August 58,4 und im September 58,6 Prozent.

"Es ist erschreckend, wie stark die diesjährigen Niederschläge vom langjährigen Mittel abweichen", erklärte Hartenfels zur Antwort des Ministeriums auf seine Anfrage. Diese negative Entwicklung sei sehr beunruhigend und belege einmal mehr die Dringlichkeit von entschlossenen Maßnahmen gegen den Klimawandel wie den Verzicht auf Kohle und andere fossile Brennstoffe wie Benzin und Diesel. "Damit der Klimawandel nicht zukünftig auch unsere Trinkwasserversorgung und damit unsere Lebensgrundlage gefährdet, müssen wir aufhören, wertvolle Sickerflächen zu versiegeln."

Ministerium empfiehlt Aufbau von Verbünden

Bislang sei die Wasserversorgung in diesem Jahr noch nicht problematisch, sagt der Geschäftsführer des Landesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW), Horst Meierhofer. "Es ist aber wichtig, dass es im Winterhalbjahr feuchter wird." Kritisch würde es bei der Häufung von mehreren trockenen Sommern mit trockenen Wintern. Anfällig seien Versorger mit kleinen und nicht so tiefen Brunnen. Hier sei es das Bestreben, dies in der Zusammenarbeit solidarisch auszugleichen. Auch das Ministerium empfiehlt den Aufbau oder die Weiterentwicklung von regionalen oder überregionalen Verbünden.

Zur Sicherung der Trinkwasserversorgung sollten aus Sicht des Ministerums auch "Notbrunnen instand gehalten und Rohrnetzverluste verringert werden". Verluste durch defekte Wasserrohre seien in Deutschland weit weniger ein Problem als in anderen Ländern wie England mit Verlusten in zweistelliger Prozenthöhe, erklärt Meierhofer. Die Instandhaltung der regulär nicht genutzten Notbrunnen sei Aufgabe der Kommunen.

"Grundwasserflurabstand" bis zu 25 Metern

Grundwasser befindet sich in Hohlräumen im Erdinnern. Je nach Gestein können dort unterschiedlich große Mengen an Grundwasser gespeichert werden. An manchen Stellen kommt Grundwasser in Quellen oder Mooren an der Oberfläche zum Vorschein. Meist liegt das Grundwasser aber in mehreren Metern Tiefe. In der Südpfalz beträgt dieser "Grundwasserflurabstand" bis zu 25 Metern, in der Rheinniederung sind es nur ein bis zwei Meter.

Wenn es regnet, wird Grundwasser immer wieder neu gebildet. Mit einer Niederschlagsmenge von 788 Millimetern im Jahr im langjährigen Mittel gehört Rheinland-Pfalz aber zu den eher trockenen Bundesländern. Das meiste Wasser fließt schnell ab oder verdunstet. Im Schnitt gelangen nur 104 Millimeter, also ein Anteil von 13,2 Prozent der Niederschläge, bis ins Grundwasser. (dpa/al)