Wasser

Wasserversorgung in Bayern – bald ein knappes Gut?

Eine von der bayerischen Staatsregierung eingesetzte Expertenkommission hat ihren Bericht vorgelegt. Danach muss die Wasserwirtschaft Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergreifen. Das ist aber wegen der spezifischen Strukturen schwierig. Bezüglich des geplanten Wassercents gehen die Meinungen auseinander.
04.11.2021

In Bayern nehmen wegen des Klimawandels die Grundwasser-Neubildungsraten ab. Im Bild der Eibsee in Bayern.

 

Seit mehreren Jahren sind in einigen Regionen Bayerns sinkende Grundwasser-Pegelstände festzustellen. Die Expertenkommission stellt in ihrem Bericht fest, dass durch abnehmende Grundwasser-Neubildungsraten in wasserarmen Regionen Bayerns mittelfristig Anpassungsmaßnahmen, beispielsweise auch mit dem Ausbau und Neubau von Talsperren, erforderlich werden.

Die strukturellen Bedingungen der Wasserversorgung in Bayern erschweren diese Anpassungsmaßnahmen, wie der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) in einer Zusammenfassung des Expertenberichts anmerkt. Die besonders kleinteilige Wasserversorgungsstruktur in Bayern hat neben Vorteilen – wie der räumlichen Begrenzung von Schadensereignissen – aufgrund der ständig steigenden technischen und administrativen Anforderungen auch Nachteile. Es gelte daher, durch geeignete Formen der Kooperation (z.B. durch interkommunale Zusammenarbeit) die Vorteile der vorhandenen Struktur mit den Anforderungen an eine effiziente und zunehmend komplexere Wasserwirtschaft zu kombinieren, so der VBEW.

Zu wenig Wasserschutzgebiete

Ein weiteres Problem: Bayern setzt im Vergleich zu anderen Bundesländern auf vergleichsweise kleine Wasserschutzgebiete. Während im Bundesdurchschnitt zwölf Prozent der Landesfläche als Wasserschutzgebiete ausgewiesen werden, kommt Bayern auf weniger als fünf Prozent.

Außerdem sind mehrere hunderte Verfahren zur Überprüfung und Neuausweisung von Schutzgebieten offen. Um auch zukünftig einen anforderungsgerechten Trinkwasserschutz gewährleisten zu können, müssten diese Verfahren zügiger abgeschlossen werden. „Wie will ein Land in 19 Jahren klimaneutral werden, wenn es durchschnittlich schon acht Jahre benötigt, um ein Wasserschutzgebiet auszuweisen“, fragt sich VBEW-Geschäftsführer Detlef Fischer.

Zweifelhafte Lenkungsfunktion

Auf Vorschlag der Expertenkommission wird, wie der bayerische Ministerpräsident Söder bereits im Sommer vorgeschlagen hat, in Bayern der sogenannte Wassercent eingeführt. Dabei handelt es sich um ein Wasserentnahmeentgelt, über das eine Lenkungsfunktion hin zu einem sorgsameren Umgang mit der Ressource Wasser erwirkt werden soll.

Der VBEW steht der Einführung des Wassercents kritisch gegenüber. Denn der Verband bezweifelt die Lenkungswirkung – insbesondere vor dem Hintergrund, „dass besonders intensive Wassernutzer wie die Landwirtschaft und vermutlich auch die Industrie durch Ausnahmen privilegiert werden sollen“, erklärt Fischer. Sollte der Wassercent dennoch eingeführt werden, müssten die möglichst unbürokratisch erhobenen Mittel zielgerichtet für Maßnahmen zur Sicherstellung und zum Schutz der Trinkwasserressourcen eingesetzt werden.  (hp)