Wasser

Weniger Grundwasser gebildet – Versorger hoffen auf Regen

Im Westerwald wurde es wegen der Dürre im Sommer 2018 eng mit der Versorgung. Jetzt blicken Behörden aufmerksam auf Niederschläge, Verdunstung und Versickerungsraten. Für die Neubildung des Grundwassers sind die Monate bis April am wichtigsten.
20.05.2019

Der Klimawandel macht den Wasserversorgern auch 2019 zu schaffen. Noch haben sich die Grundwasserressourcen nicht von der Dürre des vergangenen Sommers erholt.

Die Versorgung mit Trinkwasser in Rheinland-Pfalz ist akut nicht gefährdet, gibt aber aus Sicht des Umweltministeriums längerfristig Anlass zur Sorge. Landesweit werde sich die Neubildung von Grundwasser um 20 bis 25 Prozent verringern, teilte das Umweltministerium auf eine Anfrage aus der Grünen-Fraktion mit. Gründe sind die Versiegelung, also die Bebauung von Flächen, weniger Niederschläge und eine zunehmende Verdunstung.

In diesem Jahr seien die Niederschlagsmengen bislang deutlich unter den langfristigen Werten geblieben, erklärte das Ministerium. Dabei sind gerade die Niederschläge von November bis April für die Neubildung von Grundwasser entscheidend.

Noch genug Wasser

"Zum Ausgleich des derzeitigen Grundwasserdefizits sind mehrere Jahre mit überdurchschnittlicher Grundwasserneubildung erforderlich", erklärte das Ministerium. Nach Daten des Landesumweltamtes gab es von 1951 bis 2010 eine Grundwasserneubildung von 104 Millimetern im Jahresdurchschnitt. Von 2011 bis 2015 waren es mit 81 Millimetern 22,1 Prozent weniger.

Aktuell sei die Wasserversorgung gesichert, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland/Pfalz (LDEW), Horst Meierhofer. "Wir hoffen, dass trotz des Klimawandels genug Wasser herunterkommt, damit die Grundwasserspeicher wieder aufgefüllt werden." Es werde spannend sein, wie in diesem Jahr der Sommer ausfallen werde. Hohe Temperaturen über längere Zeit mit entsprechend hohem Wasserverbrauch seien für die Versorger eine Herausforderung. "Wasser ist ein sensibles Thema."

17 Prozent weniger Fördermenge

Im Kreis Altenkirchen im Westerwald führte die Trockenheit im vergangenen Jahr dazu, dass drei Versorger weniger Grundwasser fördern konnten als benötigt wurde. Deswegen entschlossen sich diese zu einer Verbundlösung mit benachbarten Versorgern, wie das Landesamt für Umwelt in einem Bericht zu Folgen des Sommers 2018 für die Wasserwirtschaft notiert hat. "Bei allen drei Wasserversorgern wird im Fall eines weiteren trockenen Jahres mit den gleichen Problemen gerechnet."

Mit einer Niederschlagsmenge von 657 Millimetern in Rheinland-Pfalz habe es im vergangenen Jahr ein Defizit gegenüber dem langjährigen Mittel von 17 Prozent gegeben, erklärte das Ministerium in seiner Antwort auf die Landtagsanfrage. Die Auswirkungen des Sommers 2018 auf die langfristige Entwicklung des Grundwasserangebots seien zwar noch nicht absehbar, doch der Temperaturanstieg um etwa ein Grad in Rheinland-Pfalz in den vergangenen 25 Jahren führe auch zu einer höheren Verdunstung, so dass weniger Niederschläge ins Grundwasser gelangen könnten.

Quellen drohen zu versiegen

Es sei zu befürchten, dass wie schon im Sommer 2018 einzelne Quellen wie im Bärenbrunnertal im Pfälzerwald versiegen könnten. Als einen von mehreren möglichen Beiträgen zur Stabilisierung der Situation nannte das Ministerium "die Entsiegelung von Siedlungsflächen".

Der Grünen-Abgeordnete Andreas Hartenfels wies darauf hin, dass Kommunen in Neubaugebieten Versickerungsflächen für Regenwasser, sogenannte Trennsysteme, anlegen und so wichtige Beiträge zur Grundwasserneubildung leisten könnten. Auch die ökologische Landwirtschaft unterstütze mit ihrer nachhaltigen Bodenbearbeitung die Versickerung in der Fläche. "Wenn wir den Ökolandbau auf 20 Prozent und mehr ausbauen und die Flächenversiegelung weiter verringern, können wir die Grundwasserneubildung stabilisieren." (dpa/ls)