Wasser

Wie Kommunen die Wasserwende beschleunigen können

Ein Baustein ist die konsequente Nutzung von Betriebswasser in Industrie, Gewerbe und öffentlichen oder Wohngebäuden. Wie man das umsetzen kann.
16.03.2023

In Bestandsgebäuden – hier die Innenstadt von Landshut – sind für den Einbau einer doppelgleisigen Wasserversorgung große Hürden zu überwinden.

 

Die letzten Sommer mit anhaltender Hitze und Dürre haben gezeigt, dass der Wandel hin zu einer nachhaltigen Wassernutzung beschleunigt werden muss. Wissenschaftler:innen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung haben untersucht, wie in Kommunen eine zukunftsfähige Wasserversorgung gelingen kann: mit der konsequenten Nutzung von Betriebswasser im Gebäudebereich nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestand.

Entscheidend für die Wasserwende sei ein sparsamer Umgang mit Trinkwasser. Nicht für alle Zwecke, egal ob in Industrie, Gewerbe, öffentlichen Gebäuden oder Wohngebäuden, dürfe der Hahn aufgedreht werde. „Wir müssen dahin kommen, dass je nach Bedarf an Qualität sogenanntes Betriebswasser genutzt werden kann“, sagt ISOE-Forscherin Martina Winker.

Betriebswassernutzung als Standard

Betriebs- oder auch Brauchwasser wird aus Regenwasser oder aus nur leicht verschmutztem Haushaltswasser gewonnen und eignet sich zum Beispiel für die Toilettenspülung. „Kommunen können die Wasserwende beschleunigen, wenn sie die konsequente Betriebswassernutzung im öffentlichen und im häuslichen Gebäudebereich wie auch im Gewerbe forcieren, so Winkler.

Konsequent heißt: Die technologisch mögliche Ausstattung von Wohnungen mit Leitungssystemen, die es erlauben, Betriebswasser getrennt vom Trinkwasser aufzubereiten und zu nutzen, wie es in Neubaugebieten bereits vorgenommen wird, sollte zum Standard werden – auch im Bestand. „Die Transformation der Wasserinfrastrukturen im Gebäudebestand ist für Kommunen sicher eine Herausforderung, aber langfristig machbar“, stellt die ISOE-Expertin fest.

Neue Konzepte für das Abwassser

Die Betriebswassernutzung allein in den Neubaugebieten zu forcieren, ist für die Wasserforscherin keine Option, weil das keinen ausreichenden Beitrag zur Veränderung leisten könne. Winker weiß aber auch: „Ein Umbau auf Betriebswasseranlagen im Bestand stößt auf viele Hürden und Widerstände, denn er zielt empfindlich auf den Status quo.“

Eine zukunftsfähige Wasserversorgung bedeute aber auch "die Abkehr von der aufwendig nachsorgenden Abwasserbehandlung. Es ist nicht nur trinkwasserschonend, sondern kann auch weniger energieintensiv sein, unterschiedliche Wasserströme und -qualitäten schon im Gebäude zu trennen und je nach baulicher Situation angepasst aufzubereiten“, sagt Winker.

Machbarkeit wissenschaftlich nachgewiesen

In mehreren Forschungsprojekten hat Winker die Potenziale und Umwelteffekte der Betriebswassernutzung ermittelt und eine hohe Akzeptanz bei Nutzer:innen festgestellt. „Die Vorbedingungen für die Transformation der Wasserinfrastrukturen sind bereits vorhanden, technologisch sind die alternativen Lösungen längst auch im Bestand machbar. Was fehlt, sind Kommunen, die mit mutigen Entscheidungen vorangehen und die Innovation in die Breite tragen.“

In einer aktuellen Studie haben sich Winker und ISOE-Kollege Engelbert Schramm mit dem Forschungs- und Entwicklungsbedarf beschäftigt, der solche Entscheidungen begleiten und forcieren könnte. Dazu gehören weitere Untersuchungen zu Leitungsführungen, die Kosten und Aufwand beim Umbau möglichst gering halten, oder Untersuchungen zu Umweltbilanzen.

Kommunen sollten Masterplan erstellen

Auch sehen Winker und Schramm den Bedarf von Informationsinstrumenten, die es den politischen Entscheidern in den Kommunen ressortübergreifend ermöglichen, geeignete Gelegenheitsfenster für den Umbau im Bestand zu identifizieren. Kommunen empfehlen sie für eine gute Entscheidungsgrundlage zudem, einen wasserwirtschaftlichen Masterplan zur Betriebswasserversorgung für ihre Gemeinde oder Stadt zu erstellen. (hp)