Wasser

MwSt-Senkung: Versorger gehen unterschiedlich vor

Die Mehrwertsteuersenkung ist ein leidiges Thema für die Wasserversorger – denn sie verursacht vor allem viel Aufwand. Entsprechend gehen die Betriebe recht unterschiedlich damit um.
02.07.2020

Durch die Mehrwertsteuersenkung reduzieren sich die Wasserrechnungen der allermeisten Haushaltskunden nur unwesentlich.

Seit 1. Juli gilt bis Ende des Jahres der ermäßigte Umsatzsteuersatz von 5 Prozent auf das Trinkwasser. Erst am 30.6. hat das Bundesfinanzministerium die Ausführungsbestimmungen dazu bekannt gemacht.

Das Wasserwerk Gerauer Land wird die­se Min­de­rung der Mehr­wert­steu­er an­tei­lig in der Jah­res­ab­rech­nung 2020 be­rück­sich­ti­gen, die im Ja­nu­ar 2021 ver­sen­det wird. Der Was­ser­brauch und die Grund­ge­büh­ren wer­den au­to­ma­ti­siert hälf­tig je­weils mit 7 Prozent und 5 Prozent in ei­nem Ge­büh­ren­be­scheid an die Kun­den be­rech­net, teilt der Zweckverband mit, der die hessischen Kommunen Büt­tel­born, Nau­heim und Tre­bur mit Trinkwasser versorgt.

Keine Zwischenablesung oder doch?

Mit Hil­fe der au­to­ma­ti­sier­ten Halb­jah­res­ab­gren­zung müs­sten die Kun­den kei­ne Zwi­schen­able­sung vor­neh­men und der Auf­wand könne für alle Be­tei­lig­te klein ge­hal­ten wer­den. Die Ein­spa­run­gen beim Kun­den seien sehr ge­ring und recht­fer­ti­gten kei­nen un­nö­ti­gen Mehr­auf­wand für kos­ten­auf­wen­di­ge Zwi­schen­able­sun­gen. Die über­wie­gen­de An­zahl der Kun­den habe ei­nen Jah­res­ver­brauch von un­ter 200 Kubikmetern. Erst ab ei­nem Jah­res­ver­brauch von 200 Kubikmetern er­gebe sich durch die Steu­er­ab­sen­kung um 2 Prozent für den Kun­den eine Ein­spa­rung von 2,84 Euro, rechnet das Wasserwerk Gerauer Land vor.

Die Stadtwerke Gemünden a. Main haben im Amtsblatt vom 26. Juni der unterfränkischen Stadt dagegen bekanntgegeben, dass die Wasserzählerstände zum 30. Juni abgelesen werden. Kunden, die neben einem Hauptwasserzähler noch weitere abrechnungsrelevante Zähler eingebaut haben, werden angeschrieben, ebenso Kunden, bei denen noch kein elektronischer, funkauslesbarer Wasserzähler installiert ist. Die Abnehmer, die diesbezüglich ein Schreiben erhalten, bitten die Stadtwerke, die Ablesung zum genannten Zeitraum selbst vorzunehmen und die Stände brieflich zu melden.

Reduzierung in ganz 2020

Die Stadtwerke Trostberg haben sich einem Bericht von „Passauer Neue Presse“ zufolge dazu entschieden, die Mehrwertsteuersenkung für ein ganzes Jahr an die Kunden weiterzugeben. Dieses "Zuckerl" komme günstiger als eine Zwischenablesung der Strom- und Wasserzähler Ende Juni. Es wäre ein "exorbianter Aufwand“, wird Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Bratzdrum in dem Beitrag zitiert, in allen Haushalten zusätzlich die Zählerstände zu erfassen und die erste Jahreshälfte für Strom mit 19 Prozent und Wasser mit 7 Prozent, die zweite Jahreshälfte dann mit 16 Prozent beziehungsweise fünf Prozent abzurechnen. Daher fiel der Entschluss, den Zählerstand wie üblich nur zum Jahresende zu erfassen. "Damit profitieren die Kunden insofern davon, dass auch Verbräuche mit der niedrigeren Mehrwertsteuer abgerechnet werden, die noch vor der Reduzierung entstanden sind."

Ähnlich handhaben es auch die Stadtwerke Burglengenfeld (SWB): Es werden keine Zwischenablesung der Wasserzähler vorgenommen. Wer sein Trinkwasser von SWB oder von der Vils-Naab-Gruppe bezieht, müsse gar nichts unternehmen: Der ermäßigte Umsatzsteuersatz von fünf Prozent werde für das gesamte Jahr 2020 angesetzt und bei der nächsten Gebührenberechnung automatisch berücksichtigt, teilen die Stadtwerke auf ihrer Website mit. Das Unternehmen werde Ende des Jahres wie üblich Wasser-Ablesekarten an die Haushalte versenden und die Online-Wasserablesung freischalten. (hp)