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Völklingen ist seinen Sanierungskredit los

Die Stadtwerke Völklingen sind wieder für die nächsten zehn Jahre branchenüblich finanziert und ein "ganz normaler Bankkunde". Der Sanierungskredit der Saar-LB wurde abgelöst.
08.01.2018

Die Stadtwerke Völklingen haben Ende Dezember komplett von Sanierungskredit- auf normale Bankenfinanzierung umgeschaltet und damit einen Meilenstein ihrer Kehrtwende erreicht. Geschäftsführer Michael Böddeker teilt der Presse mit, der saarländische Kommunalversorger habe den 20-Mio.-Euro-Sanierungskredit der Saar-LB abgelöst.

Die Kommunalholding war seit 2014 unter anderem durch ein Fischzucht-Abenteuer fast pleite. Davor rettete sie nur ein Sanierungskredit der Saar-LB mit strengen Sparauflagen inklusive zehn Entlassungen, der in etwa das Defizit abdeckte. Dieses Darlehen sei seit einem der letzten Bankarbeitstage von 2017 abgelöst, teilt Böddeker mit.

Klinkenputzen bei Banken und Investoren

"Wir haben uns aus eigener Kraft freigeschwommen und sind niemandem auch nur einen Cent schuldig geblieben", schreibt der 55-jährige Sanierungsexperte, der seit Herbst 2015 an der Saar Geschäftsführer ist. Die Ablösung gelang durch ein Darlehen eines Konsortiums der DAL Deutschen Anlagen-Leasing und der niederländischen Nachhaltigkeitsbank Triodos über 35 Mio. Euro, das auch die Umschuldung der Netztochter umfasst.

Zuvor aber waren Böddeker und der neue kaufmännische Leiter Julian Wollscheidt bei etwa 40 anderen Banken und Investoren abgeblitzt. Es sei aber entscheidend gewesen, den Rest des teuren und "administrativ aufwändigen" Sanierungskredits noch 2017 zurückzuzahlen, sonst wäre er "verbindlich festgeschrieben" worden, ergänzt Böddeker. Am 22. Dezember gab der Alleingesellschafter, die Stadt Völklingen, in den Gremien grünes Licht für das Vertragswerk. Für die Rückzahlungen blieb nur noch vier Bankenarbeitstage Zeit.

Auch Kehrtwende in der Unternehmenskultur

Böddeker bezeichnete die erreichte Umschuldung als "Befreiungsschlag". Ihr Haupteffekt sei, dass die Kommunalholding den Spielraum zurückgewonnen habe, um ihre steigenden Investitionen zu refinanzieren: Ihre Zinslast sinke um hunderttausende Euro. Der Verlust habe sich auf 14 Mio. Euro halbiert. Operativ schreibe man ohnehin schon schwarze Zahlen.

Mindestens ebenso wichtig ist dem Kaufmann aber die Wende in der Unternehmenskultur: Alle Führungspositionen sind neu besetzt, eine vorher in den Sand gesetzte IT-Modernisierung ist nachgeholt, Kundenorientierung steht strategisch im Vordergrund, es gibt eine neue Marke und ein neues Kundenzentrum. Der Kundenschwund in der 41 000-Einwohner-Stadt sei gestoppt. (geo)