Breitband

Celle nimmt Glasfaserausbau in eigene Hand

Die EU macht es möglich: Der Landkreis Celle, Niedersachsen, will rund 3000 Kilometer Glasfaserkabel mit modernster Technik verlegen. Partner ist Vodafone, der Telekommunikations-Dienstleister wird das Netz pachten und betreiben.
08.04.2018

Mit einer EU-Ausnahmegenehmigung verlegt der Landkreis Celle in bisher unterversorgten Regionen sein eigenes Hochleistungs-Glasfasernetz für einen schnellen Internetanschluss. Ein entsprechendes Abkommen mit dem künftigen Pächter und Betreiber Vodafone wurde am Freitag in Celle unterzeichnet.

"Unser Ziel ist die Versorgung von 99 Prozent der bewohnten Fläche mit schnellem Internet", sagte Landkreis-Sprecher Tore Harmening. Ab 2019 sollen 13 000 Haushalte rund um Celle mit einem Gigabit pro Sekunde im Internet unterwegs sein können. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover sagte: "Es wäre wünschenswert, wenn es weitere derartige Projekte gäbe."

Vertrags-Abschlussrate von 40 Prozent als Ziel

Allerdings ist die Unterstützung der Bürger gefragt: Wenn sich jeder zweite Haushalt in den bisher unterversorgten Gebieten für einen Glasfaser-Anschluss entscheidet, wird der kostspielige Ausbau für den Landkreis auch wirtschaftlich vertretbar. Konkret heißt das für den Landkreis Celle: Sobald dort 40 Prozent aller Haushalte einen Vertrag abgeschlossen haben, rollen die Bagger an und starten mit der Verlegung der Glasfaserkabel.

Für die Kunden, die jetzt einen Vertrag in Vodafone-Shops abschließen, winken außerdem Vorteile: Sie erhalten den Glasfaserhausanschluss kostenfrei dazu, sofern die Anschlusslänge auf dem privaten Grundstück nicht
mehr als 30 Meter beträgt. Zur Auswahl stehen Festnetzanschlüsse mit Telefon- und Internet-Flatrates mit bis zu
1000 Megabit pro Sekunde.

Uelzen hat seine Vorvermarktungsquote bereits erfüllt

Im etwa 50 Kilometer entfernten Landkreis Uelzen, der sich bundesweit als Vorreiter beim eigenen Ausbau schneller Internetverbindungen in bisher unterversorgten Gebieten sieht, haben die Bauarbeiten bereits begonnen. "Ende März hatten wir die für den Baubeginn nötige Vorvermarktungsquote von 60 Prozent erfüllt", sagt Uelzens Landkreissprecher Martin Theine.

Ähnlich wie Uelzen muss jetzt auch Celle um genügend Interessenten werben, die so einen schnellen Internetanschluss wollen. "Nun haben die Verbraucher das Wort", sagte der Kreissprecher. Bisher gebe es schon 2000 Interessenten.

20 Millionen an Fördergeldern für Celle

Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund sieht die Investitionen positiv. "Das ist ein sehr zu begrüßender Schritt", sagte Geschäftsführer Berthold Ernst. Den Eingriff der Kommunen gestattet die Europäische Union dort, wo der freie Wettbewerb offenkundig versagt hat: in unterversorgten Gebieten mit einer Internetverbindung von weniger als 33 Mbit/Sekunde. "Bei uns liegen bisher 88 Prozent über dieser Hürde - jetzt geht es um die restlichen 12 Prozent", sagte der zuständige Dezernent in Celle, Gerald Höhl. Der Landkreis Celle erhält 15 Millionen Euro an Förderung vom Bund und fünf weitere Millionen vom Land.

Vodafone hatte in einer Ausschreibung den Zuschlag als Betreiber erhalten - in Uelzen war es die Lünecom. Insgesamt sollen in Celle rund 3000 Kilometer Glasfaserkabel mit modernsten Maschinen deutlich schneller als bisher verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung des Netzbetreibers. Die Gesamtkosten werden mit 46 Millionen Euro beziffert. (dpa/sg)