Gas

Rheinland-Pfalz und Saarland als Knotenpunkt für Wasserstoff?

Bei der Energiewende spielt Wasserstoff eine Schlüsselrolle. Wenn er importiert werden muss, ist die Chance groß, dass er durch Rheinland-Pfalz und das Saarland fließt.
22.02.2023

Viele Bundesländer wollen vom Wasserstoff-Boom profitieren.

Rheinland-Pfalz und das Saarland werden beim Thema Wasserstoff nach Einschätzung des Brennstoffzellen- und Elektrolyseexperten Gregor Hoogers bundesweit eine führende Rolle einnehmen. «Das Saarland ist ein wichtiges Transferland für Wasserstoff aus Frankreich», sagte der Professor des Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier der Deutschen Presse-Agentur. Sowohl durch das Saarland als auch durch die Pfalz liefen Erdgas-Pipelines, die künftig für den Transport von Wasserstoff genutzt werden könnten.

In der Nähe von Pirmasens zum Beispiel gebe es einen wichtigen Pipeline-Knoten. «Da könnte man viele Dinge machen, um die künftige Wasserstoffwirtschaft nach vorne zu bringen», sagte Hoogers, der die landesweit einzige Forschungseinrichtung zu Wasserstoff betreibt. An diesem Freitag (24. Februar) besucht die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ihre saarländische Amtskollegin Anke Rehlinger (SPD) unter anderem, um über Wasserstoff zu sprechen.

Rheinland-Pfalz sieht sich gut aufgestellt

Bei dem zweiten Pipeline-Weg über die Rheinschiene verfüge Rheinland-Pfalz perspektivisch über «eine besonders gute Infrastruktur für den Transport», sagte Hoogers. Und auch bei dem dritten möglichen Weg, dem Transport von flüssigem Wasserstoff per Tankschiff, sei das Land mit den Binnenhäfen und grenzübergreifendem Wasserstraßen-Netz «prädestiniert». Rheinland-Pfalz werde daher «eine zentrale Rolle für Deutschland insgesamt bei Transport und Verteilung von Wasserstoff einnehmen», meinte er.

Als klimaneutraler Energieträger werde grüner Wasserstoff im großen Stil vor allem für die energieintensive Industrie benötigt. «Und zwar für die Direkt-Reduktion in der Stahlindustrie im Saarland oder als Quelle für Hochtemperaturwärme, wie bei der Glasindustrie in Mainz». So will die Stahlindustrie an der Saar auf die Produktion von grünem Stahl umsteigen - ohne Kohle und Koks. Dazu werden großen Mengen an Wasserstoff benötigt. Perspektivisch der größte Bedarf liege aber voraussichtlich in der chemischen Produktion, bei der Rheinland-Pfalz weltweit eine Führungsrolle habe.

Erdgas-Leitungen umwidmen

Man gehe derzeit davon aus, dass man ungefähr die Hälfte des Wasserstoffs, den man in Deutschland brauche, importieren müsse. Er werde dann unter anderem erzeugt in südeuropäischen oder nordafrikanischen Ländern aus Wind und Sonne und dann in die Pipelines geschoben. Dabei handele es sich um Erdgas-Pipelines mit mehreren Röhren, von denen einzelne umgewidmet und für den Wasserstoff genutzt werden könnten.

Neben «grünem Wasserstoff» werde künftig in Frankreich Wasserstoff durch Elektrolyse mittels Atomstrom gewonnen: Dann spreche man von «pinkem Wasserstoff», sagte Hoogers. Von der EU-Kommission ist auch dieser Wasserstoff derzeit als nachhaltig eingestuft - und könnte zumindest in der Übergangszeit eine Möglichkeit sein, in Europa Wasserstoff zu bekommen, sagte er.

Erneuerbare zügig ausbauen

Rheinland-Pfalz sei auch für die Eigenproduktion von grünem Wasserstoff gut aufgestellt, sagte Hoogers. Das habe die im vergangenen November vorgestellte Wasserstoffstudie im Auftrag der Landesregierung festgestellt. Mit Wind und Sonne könnte etwa die Hälfte des erforderlichen Wasserstoffs in Rheinland-Pfalz hergestellt werden. «Dazu müssen die Wind- und Solarenergie gemäß der Landesstrategie weiter ausgebaut werden, und es muss die notwendige Elektrolyseur-Infrastruktur hingestellt werden», sagte er.

Elektrolyseure gewinnen Wasserstoff, indem sie Wasser mithilfe von erneuerbarem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff spalten - ohne Kohlendioxid-Emissionen. «Wir sollten in der Region Elektrolyseure aber nicht nur einkaufen: Es gibt in Rheinland-Pfalz spannende industrielle Forschungsansätze für eine eigene Plattenherstellung für Elektrolyseure», sagte der Professor. Im Saarland gebe es bereits ein Bundesprojekt zur Automatisierung von Stapeltechniken für Brennstoffzellenplatten, das man auf die Elektrolyse übertragen könnte. Er sehe «durchaus einen Bedarf dafür, «dass man die Forschung in diesem Bereich stärkt und bündelt».

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat im November 2022 Fördermittel von 184 Millionen Euro für Wasserstoff-Projekte angekündigt. (dpa/amo)