Gas

Wasserstoff statt Erdgas: Region Heilbronn-Franken entwickelt gemeinsame Strategie

Landrat Norbert Heuser (Kreis Heilbronn) treibt den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft voran. Die Verunsicherung bei den Bürgern sei noch groß, so der Kommunalpolitiker.
20.07.2023

Im ersten Schritt will der Landrat den Wasserstoffbedarf in der Region ermitteln.

Die Region Heilbronn-Franken setzt bei der Energiewende auf Wasserstoff als Ersatz für Erdgas. Um zu ermitteln, wie hoch der Wasserstoffbedarf ist, hat Norbert Heuser, Landrat des Kreises Heilbronn und Wasserstoff-Koordinator die regionalen Energieversorger zu einem Strategiegespräch eingeladen.

„Als ersten großen Schritt in Richtung H2-Transformation Heilbronn-Franken werden wir die regionalen Akteure zusammenbringen und uns gemeinsam auf den Weg machen, die Region mit ihren Unternehmen auf das Thema Wasserstoff vorzubereiten“, erläutert Heuser in einer Mitteilung. Unterstützt wird er dabei vom Regionalverband Heilbronn-Franken und der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn (WFG). Konkret soll dabei der Übergang von Erdgas- zur Wasserstoffinfrastrukturen exemplarisch für eine ganze Region dargestellt und umgesetzt werden. Unter Berücksichtigung des Wasserstoffbedarfs sollen dabei die entscheidenden Meilensteine, Hemmnisse, regulatorischen und technischen Anpassungsbedarfe im Wasserstofftransformationsprozess erarbeitet werden.

Politik und Wirtschaft zusammenbringen

Die Transformation der Gaswirtschaft müsse das Ergebnis eines engen und partnerschaftlichen Austauschs mit privaten und gewerblichen Kunden sein, mit Vertretern aus Energiepolitik und Regulierung sowie mit weiteren Akteuren der Energiewirtschaft, heißt es aus Heilbronn. „Als erste wichtige Aufgabe sehen wir hier, uns sprechfähig zu machen und politische Initiativen zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der Region zu unternehmen – auch im Zusammenschluss innerhalb der Europäischen Metropolregion Stuttgart“, sagt Landrat Heuser, der auch die Sprecherfunktion für die Arbeitsgruppe Wasserstoff in der Metropolregion Stuttgart innehat.

Die Verunsicherung bei privaten und gewerblichen Verbrauchern sei groß. Es sei klar, dass Wasserstoff zu einem großen Thema werde. Konkret könne aber noch niemand sagen, wann, in welcher Größenordnung und zu welchen Kosten. Während sich in der Vergangenheit Kunden und Lieferanten nur über die benötigte Menge und den dafür zu entrichtenden Preis unterhielten, geht es jetzt um die Fragen: Gibt es wirklich ausreichend Strom oder Gas? Kann Wasserstoff überhaupt in den existierenden Prozessen eingesetzt werden? Was kostet der Energieträger? Wie kommt der Wasserstoff zum (industriellen) Endverbraucher? Wie kann der Wasserstoff im Bedarfsfall beim (industriellen) Endverbraucher (zwischen-)gespeichert werden?

Von der Beimischung zum Ersatz

Für Heuser steht fest: In voraussichtlich sieben Jahren, möglicherweise auch schon etwas früher, wird dem Erdgas Wasserstoff beigemischt werden. Spätestens im Jahr 2040 soll Wasserstoff das Erdgas ganz ersetzen.

Dabei sei die Region Heilbronn-Franken mit ihrem starken industriellen Besatz auf eine nachhaltige, bezahlbare und sichere Energieinfrastruktur angewiesen. „Die Situation zu beobachten und in allerletzter Minute zu handeln, ist keine Option“, appelliert Heuser an die Verantwortlichen. „Damit die gute wirtschaftliche Position der Region Heilbronn-Franken erhalten bleibt, muss der Umbau der Energieversorgung sorgfältig und dennoch kurzfristig geplant werden.“ Die Energielieferungen müssten ähnlich verlässlich wie in den vergangenen Jahrzehnten erfolgen, die Preise kalkulierbar und bezahlbar bleiben.

Erneuerbare ausbauen

Die Entwicklung einer H2-Transformationsstrategie sei eine Mehrebenen-Aufgabe, so der Landrat. Sie starte bei den Rahmenbedingungen der EU und der Einbindung von Regionen in europäische und nationale Wasserstoff-Hauptleitungen (H2-Backbones) und ende bei der zuverlässigen Funktionalität von Gasverteilnetzen sowie bei der (Weiter-) Qualifizierung und verstärkten Ausbildung von Sanitärinstallateuren. „Zwar gibt es eine umfassende H2-Backbone-Planung für Deutschland, für die nächsten zehn bis 15 Jahre ist aber davon auszugehen, dass der aus Norden kommende Wasserstoff nicht ausreichen wird, den baden-württembergischen Bedarf zu decken“, betont Heuser die Dringlichkeit des Themas. Aus diesem Grund gelte es, auf der regionalen Ebene ausreichend Flächen für Wind- und Photovoltaik-Strom auszuweisen, um auch dezentrale Insel-Lösungen zur H2-Produktion in der Region möglich zu machen. (amo)