Strom

Branche: 2025 dürften deutlich mehr Windanlagen ans Netz gehen

Branchenverbände rechnen mit einem Zubau von rund 5 Gigawatt ‒ deutlich mehr als im Vorjahr. Doch der Transport des grünen Stroms wird zur Herausforderung.
15.01.2025

Der Windkraftausbau wird sich 2025 deutlich beschleunigen, glauben Branchenverbände. (Symbolbild)

Von Julian Korb

Der Ausbau der Windkraft an Land in Deutschland dürfte in den kommenden Jahren deutlich Fahrt aufnehmen. Dafür spricht eine Rekordzahl an neu genehmigten Winanlagen im vergangenen Jahr. Rund 2400 Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 14 Gigawatt (GW) Leistung wurden 2024 bundesweit von den Behörden neu zugelassen, wie der Bundesverband Windenergie und der Verband VDMA Power Systems mitteilen. Das sind rund 85 Prozent mehr als 2023.

Im Durchschnitt dauert es allerdings etwas mehr als zwei Jahre, bis nach der Genehmigung ein Windrad errichtet wird und den ersten Strom ins Netz einspeist. Die Inbetriebnahmen der neuen Windräder dürften sich deshalb auf die kommenden Jahre verteilen. Für das laufende Jahr 2025 gehen die Verbände von einem Zubau in Höhe von 4,8 bis 5,3 GW aus.

Nettozuwachs nur bei 2,5 GW

Im abgelaufenen Jahr sind 635 Windanlagen mit einer Leistung von insgesamt 3,25 GW neu ans Netz gegangen. Das waren neun Prozent weniger als im Vorjahr. Die installierte Leistung erhöhte sich damit auf rund 63,5 GW.

Die meisten neuen Windräder gingen in Nordrhein-Westfalen (154) in Betrieb, dahinter folgte Niedersachsen (127). Im Freistaat Bayern waren es hingegen nur acht neue Windräder.

Weil auch alte Windräder stillgelegt wurden, lag der sogenannte Netto-Zuwachs an Windenergieleistung sogar nur bei rund 2,5 GW. Zum Vergleich: Ein herkömmliches Atomkraftwerk hat eine Leistung von 1 bis 1,4 GW. Deutschland stieg im April 2023 aus der Atomkraft aus.

Branche fordert ungebremsten Ausbau

Das politische Ausbauziel für 2024 wurde deshalb auch verfehlt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht eine installierte Gesamtleistung von 69 GW vor. Für 2025 wird kein Ziel genannt, für 2026 ist es eine Leistung von 84 GW. Es dürfte aus Branchensicht ambitioniert werden, dieses Ziel zu erreichen.

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, sprach von einem erheblichen Nachholbedarf. Nur mit einem entschlossenen Abbau von Hürden könnten Genehmigungen zügig in realisierte Projekte überführt werden. So müssten etwa Anforderungen an Großraum- und Schwerlasttransporte vereinheitlicht, die Verkehrsinfrastruktur modernisiert und die Netzanschlüsse beschleunigt werden.

Branchenverbände forderten die neue Bundesregierung daher dazu auf, dass der Ausbau von Windanlagen ungebremst weitergehen müsse. Er sichere die Energieversorgung, reduziere die Kosten für Strom und schaffe Arbeitsplätze.

Wind ist wichtigster Energieträger

Im Jahr 2024 wurden nach Angaben der Verbände mit Windrädern an Land fast 112 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. Demnach war die Windenergie an Land mit einem Anteil von mehr als einem Viertel der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung in Deutschland.

Vor Ort gibt es allerdings oft Proteste gegen den Bau von Windanlagen. In der Kritik stehen auch Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz sowie milliardenschwere Subventionen für die erneuerbaren Energien. Mit der AfD hat sich die in Umfragen derzeit zweitstärkste Partei deutlich gegen die Windkraft positioniert. Auch Friedrich Merz, CDU-Kanzlerkandidat, hatte sich zuletzt ablehnend gegen Windräder geäußert.

Hohe Windstromeinspeisungen hatten 2024 am Strommarkt immer wieder für negative Preise gesorgt. Im Schnitt war der Börsenstrom im abgelaufenen Jahr daher 15 Prozent günstiger als noch im Vorjahr. Gleichwohl sorgten windschwache Phasen im November und Dezember auch für hohe Preisausschläge nach oben. Gerade in den sonnenschwachen Wintermonaten wird die Windstromproduktion immer mehr zum preissetzenden Faktor, weil durch den schrittweisen Kohleausstieg weniger flexible Kraftwerke zur Verfügung stehen, um die volatile Erneuerbarenproduktion auszugleichen.

Netze effizienter nutzen

Die Windenergie baue ihre Führungsrolle als wichtigster Energieträger im deutschen Strommix aus, sagte Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie. Eine Hauptaufgabe der neuen Bundesregierung werde es sein, zu schauen, wie Netze effizienter genutzt werden könnten.

Ausgleichsmaßnahmen gegen Engpässe im Stromnetz kosten jedes Jahr Milliarden. Dabei geht es um Eingriffe der Netzbetreiber in die Stromerzeugung wie eine Abregelung von Windrädern, um eine Überlastung zu vermeiden. Zuletzt waren die Kosten für sogenannte Redispatch-Maßnahmen allerdings wieder zurückgegangen.

Um das künftig zu verhindern, sollen Tausende Kilometer neue Stromleitungen gebaut werden. Diese sollen den vor allem im Norden produzierten Windstrom in die großen Industriezentren des Südens bringen. Zuletzt hatte der Gesetzgeber den Bau von zwei Stromtrasse daher vorgezogen. Das wirkte sich preistreibend auf die Netzentgelte aus. (mit Material der Deutschen Presse-Agentur)

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