Strom

EnBW nimmt Atomkraftwerk Philippsburg 2 am Silvestertag vom Netz

Der Reaktorblock soll bis zum letzten möglichen Tag Strom produzieren. Ein "Maßnahmenmix" soll die Versorgungssicherheit im Südwesten gewährleisten.
23.12.2019

Blick in das Maschinenhaus des Block 2 im Kernkraftwerk Philippsburg. Der Reaktor mit einer Nettoleistung von 1.402 Megawatt ging im April 1985 ans Netz.

Der Betreiber EnBW Energie Baden-Württemberg will den Reaktor am Silvestertag gegen 19.00 Uhr vom Netz nehmen. Gesetzlich vorgeschrieben sei die Abschaltung des vorletzten noch arbeitenden Atomkraftwerks in Baden-Württemberg bis Mitternacht, teilte das Unternehmen am Montag in Karlsruhe mit. Danach wird im Südwesten nur noch Neckarwestheim 2 (Kreis Heilbronn) laufen. Dieser Meiler darf noch bis Ende 2022 Strom produzieren. 

EnBW will im kommenden Jahr mit dem Rückbau beginnen. Die bereits stillgelegten Reaktoren - Obrigheim (Neckar-Odenwaldkreis), Philippsburg 1 und Neckarwestheim 1 - werden schon seit Jahren zurückgebaut.

13 Prozent des Stromverbrauchs in Baden-Württemberg abgedeckt

Trotz Abschaltung von Block 2 des Kernkraftwerkes Philippsburg (KKP 2) ist die Stromversorgung im Südwesten nach Angaben der Landesregierung gewährleistet. "Alle Untersuchungen zeigen, dass die Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg auch ohne Atomstrom nicht gefährdet ist", erklärte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). 

KKP 2 hat laut Ministerium in der Vergangenheit rund 13 Prozent des Stromverbrauchs in Baden-Württemberg abgedeckt. "Diese Menge müssen wir ersetzen", sagte der Minister. "Das gelingt durch einen Maßnahmenmix aus Stromimport, Erzeugung durch erneuerbare Energien und Netzausbau." Nötig sei dafür, den Netzausbau voranzutreiben und die Erzeugungskapazitäten durch erneuerbare Energien zu erhöhen. Dies umso mehr, als in drei Jahren mit Neckarwestheim II auch das letzte Kernkraftwerk in Baden-Württemberg endgültig heruntergefahren werden solle. 

EnBW-Vorstand Zimmer: Brauchen noch Kohlekraftwerke

Wegen der Abschaltung von KKP 2 werde verstärkt auf Importe aus anderen Regionen Deutschlands und aus dem benachbarten Ausland zurückgegriffen, sagte das für Technik zuständige Vorstandsmitglied des Energieversorgers EnBW, Hans-Josef Zimmer, der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". "Wir sind überzeugt, dass wir noch eine gewisse Zeit auch Kohlekraftwerke und mittelfristig Gaskraftwerke brauchen, um zuverlässig jeden Tag 24 Stunden lang Elektrizität liefern zu können", ergänzte Zimmer. (dpa/hil)