Strom

Neue Zahlen: So stark sind private Stromkosten durch Corona gestiegen

Homeoffice und Co. hätten im Schnitt zu Mehrkosten von bis zu 15 Euro geführt, sagt EnviaM-Chef Lowis. Auch zum künftigen Bedarf konventioneller Kraftwerke äußert er sich.
11.02.2021

Mehr Homeoffice und Homeschooling haben die Stromkosten in privaten Haushalten nach oben getrieben.

Mehr Homeoffice und Homeschooling haben nach Angaben des Regionalversorgers EnviaM zu höheren Stromrechnungen bei vielen Verbrauchern geführt.

Das Chemnitzer Unternehmen errechnete einen Mehrverbrauch von 50 Kilowattstunden im Jahr. Das seien je nach Tarif im Schnitt zehn bis 15 Euro mehr.

Geringere Industrieproduktion im Frühjahr 2020

Für das Stromnetz insgesamt spiele Homeoffice allerdings keine Rolle, sagte Vorstandschef Stephan Lowis. "Es verändert sich nur die Verbrauchsabnahmestelle." Durch die geringere Industrieproduktion sei der Stromverbrauch im Frühjahr um bis zu zehn Prozent gesunken, erklärte Lowis. Inzwischen liege er aber wieder auf normalem Niveau.

EnviaM betreibt über seine Tochter Mitnetz nach eigenen Angaben ein Stromnetz von rund 74 000 Kilometern in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Rein rechnerisch könnte laut Lowis die Netzlast in dieser Region komplett aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Doch ist deren Erzeugung starken Schwankungen unterworfen, wie aktuell.

Auch künftig thermische Kraftwerke als Reserve

Seit dem Wintereinbruch in ganz Deutschland, sind viele PV-Anlagen im Südosten unter einer dicken Schneedecke begraben und erzeugen dadurch weniger Energie. Der Bedarf müsse daher verstärkt aus konventionellen Kraftwerken gedeckt werden. "Wenn kein Kraftwerk und keine Speicher da wären, hätten wir ein Problem", betonte Lowis. Es werde auch in Zukunft thermische Kraftwerke als Reserve geben müssen.

Verdoppelt habe sich seit Ausbruch der Pandemie dagegen das Datenvolumen im Glasfasernetz des Unternehmens. Dieses Jahr sollen neben Geschäftskunden erstmals auch Privatkunden angeschlossen werden. Pilotkommunen seien Groitzsch und Zwenkau im Raum Leipzig.

Glasfaser: Datenvolumen verdoppelt

Hoch sei auch der Traffic auf den Online-Plattformen des Unternehmens gewesen. Die Zahl der Zugriffe bei Privatkunden sei 2020 im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent gestiegen. Die Schallmauer von 200.000 Nutzern sei durchbrochen worden.

Die EnviaM-Gruppe bekam wie gesamt Ostdeutschland die zweite Corona-Welle stärker zu spüren als die erste. Deshalb verstärkte der Energieversorger seine Schutzmaßnahmen weiter.

Keine Infektionsketten im Unternehmen

An den Standorten würden für Beschäftigte der Energiebeschaffung und Netzführung regelmäßige Schnelltests durchgeführt. Zudem seien verbesserte Schutzmasken an alle Mitarbeiter verteilt worden. Bislang habe es keine Infektionsketten im Unternehmen gegeben, teilt EnviaM mit.

Ohnehin arbeitet nach Angaben des Unternehmens die Mehrheit der Beschäftigten seit fast einem Jahr im Homeoffice. Aktuell seien mehr als 2.200 Mitarbeiter regelmäßig zu Hause tätig. Darunter befänden sich so gut wie alle Verwaltungsangestellten und Auszubildenden sowie alle Vorstände und Führungskräfte, sagte Lowis. (ab/lm/dpa)