Strom

Innovationen fürs Verteilnetz im Reallabor

Die Digitalisierung bietet jetzt schon vielfältige Chancen für einen effizienteren Verteilnetzbetrieb und zur Flexibilisierung. Doch für den großen Wurf passt der regulatorische Rahmen noch nicht.
06.03.2018

Eine Lanze für die Bedeutung der Verteilnetze als „Rückgrat der Energiewende“, brach Thomas König, Mitglied der Geschäftsführung von Eon, zum Auftakt des BDEW-Fachkongresses „Treffpunkt Netze“ am Dienstagvormittag in Berlin. An vielen praktischen Beispielen verdeutlichte König wie durch die Digitalisierung der Verteilnetzbetrieb effizienter gemanagt werden kann.

Virtuelle Umspannwerke in der Erprobung

So testet Edis bei der Netzverträglichkeitsprüfung GIS basierte Schnittstellen und eine automatisierte Datenverarbeitung, um Anträge schneller und effizienter bearbeiten zu können. „Der Zubau von erneuerbaren Energien ist ungebrochen, allein im vergangenen Jahr hatten wir bei Edis über 2000 Anschlusswünsche größerer Betreiber“, berichtete König. Beim Bayernwerk werden virtuelle Umspannwerke erprobt, um Planung und Projektierung zu vereinfachen, Partnerfirmen zu schulen und nötige Vorortarbeiten zu minimieren. „Hier wird sich bald eine Menge tun“, sagte König.

Drohnenüberwachung des 110 KV Netzes bewährt

Auf die Drohnenüberwachung setzt Eon bei der Überwachung des 110 KV Netzes. „Die Fehlererkennung ist exzellent“, berichtete König. Sogar einzelne korrodierte Schrauben und beschädigte Leiterseile könnten mittels automatischer Bilddatenerkennung lokalisiert werden. „Dies spart unheimlich viel Zeit und dient auch der Arbeitssicherheit“, unterstrich König, der bei Eon das deutsche Netzgeschäft verantwortet. Auf die Blockchain Technologie setzt das Unternehmen bei der Enko-Plattform in Schleswig-Holstein, die helfen soll, das Einspeisemanagement zu verbessern, Netzengpässe zu minimieren und Grünstrom effizienter lokal zu verwerten.

Zusammenarbeit gefragt – Wünsche an die Politik

„Doch kein Netzbetreiber wird die Energiewende mehr alleine stemmen können, hier brauchen wir die Zusammenarbeit mit anderen“, unterstrich König. Dieses Motto zog sich auch durch die Vorträge von Armin Schnettler, Institutsleiter an der RWTH Aachen und Senior Vice President bei Siemens sowie von Jörg Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung des Ferngasnetzbetreibers Open Grid Europe. Unisono wiesen sie auch auf die Regelungsdefizite hin und formulierten Wünsche an die Politik, die allerdings allesamt nicht neu sind: CO2 sektorenübergreifend besteuern, Abgaben und Entgelte umstrukturieren, Anreizregulierung Richtung Opex reformieren, Versorgungssicherheit wirtschaftlich anreizen und Standards für digitale Plattformen schaffen. (hcn)