Strom

Offshore Wind: Andreae fordert Korrekturen beim Ausschreibungsdesign

Für die Einführung sogenannter Differenzverträge bei Ausschreibungen für Offshore-Wind und eine verstärkte europäische Zusammenarbeit plädiert BDEW-Chefin Andreae.
27.08.2020

BDEW-Chefin Andreae fordert, den Ausbau von Offshore-Wind verstärkt zu einem europäischen Projekt zu machen, auch im Hinblick auf die Erzeugung von grünem Wasserstoff.

"Für eine erfolgreiche Energiewende ist die Windenergie auf See unverzichtbar", wird Kerstin Andreae in einer Pressemitteilung des BDEW anlässlich der heutigen Eröffnung des 9. Wirtschaftsforums Offshore auf Helgoland zitiert. Damit der weitere Ausbau gelingen könne, müssten aber Planungs- und Investitionsbedingungen entsprechend ausgestaltet werden.

"Es ist gut, dass die Bundesregierung die Ausbauziele für die Offshore-Windenergie deutlich erhöhen möchte. Dies treibt nicht nur den Ausbau voran, sondern verschafft den Unternehmen Planungssicherheit", so Andreae. Klar müsse jedoch sein, dass das Potenzial für Offshore weit über diese Zielmarke hinausgehe und dass alles dafür getan werden müsse, dieses enorme Potential in der Nord- und Ostsee auszuschöpfen.

Problematische zweite Gebotskomponente bei Ausschreibungen

Problematisch sei aus Sicht des BDEW allerdings der Ansatz der Bundesregierung für eine sogenannte zweite Gebotskomponente bei Ausschreibungen für Windenergieprojekte auf See. Damit soll ermöglicht werden, bei zuletzt zunehmenden Null-Cent-Geboten eine Entscheidung über den Zuschlag für den Bau des ausgeschriebenen Meereswindparks zu treffen.

"Die von der Politik vorgesehene zweite Gebotskomponente erhöht die Risiken für Investoren und treibt die Projektkosten in die Höhe", wird Andreae in der Pressemitteilung zitiert. Wenn die Ausbauziele für erneuerbare Energien erreicht werden sollen, dürfe dieses von der Bundesregierung vorgeschlagene Modell nicht umgesetzt werden.

Pro Einführung von Differenzverträgen

"Wir haben schlichtweg keine Zeit mehr, um ineffiziente Modelle auszuprobieren", so Andreae. Durch dessen Einführung würde der deutsche Markt im internationalen Wettbewerb an Attraktivität verlieren – mit der Folge, dass Investoren in andere Märkte ausweichen, die ein besseres Investitionsklima aufweisen.

Andreae empfiehlt die Einführung sogenannter Differenzverträge: Contracts for Difference reduzierten die Kosten für den Ausbau der Offshore-Windenergie, bezuschlagte Gebote würden mit größerer Wahrscheinlichkeit realisiert, der Wettbewerb werde gestärkt und die ohnehin beschränkte Akteursvielfalt bleibe erhalten.

Windenergie auf See zu einem europäischen Projekt machen

Andreae ruft aber auch dazu auf, Windenergie auf See zu einem europäischen Projekt zu machen: "Europa ist von fast allen Seiten von Meer umgegeben. Es ist zu kurz gedacht, die Deutsche Bucht mit Anlagen zu bestücken, die allein für Deutschland Strom produzieren, der gegebenenfalls nicht vollständig in die deutschen Verbrauchszentren abtransportiert werden kann. Wir müssen Offshore-Windenergie europäisch denken".

Notwendig dafür sei eine Annäherung bestehender nationaler Förder- und Ausbauregime sowie eine enge europäische Vermaschung der Netze zu und von den Offshore-Windparks. Um den Offshore-Ausbau – mit Blick auf Flächen und Kosten – effizient zu gestalten, brauche es eine grenzüberschreitende Vernetzung von Windenergieprojekten Offshore.

Europäische Erzeugung von grünem Wasserstoff 

Neben dem Offshore-Ausbau zur Stromerzeugung, müsse der Fokus zudem auf eine europäische Erzeugung von grünem Wasserstoff auf Basis von Offshore-Strom gerichtet werden: Aufgrund des hohen Anteils an Volllaststunden sei die Offshore-Windenergie hervorragend für die Produktion von grünem Wasserstoff geeignet.

Dieses Potenzial sollte gerade für Anlagen, die an das Netz mehrerer Mitgliedstaaten der EU angebunden sind, genutzt werden, fordert Andreae. Nirgends sonst seien die Bedingungen für eine europäische Wasserstoff-Erzeugung so günstig wie in einer vernetzten europäischen Stromerzeugung auf See. (hcn)