Strom

Siemens präsentiert Netzleitwarte der Zukunft

Mit verbesserten Steuerungs- und Regelungstechniken, die das Stromtransportnetz überwachen und mit einer Autopilot-Funktion aus der Ferne selbständig stabil halten, stellt Siemens eine Lösung für das künftige Übertragungsnetz vor.
25.09.2018

Künftige Leitwarte: Assistenzsysteme machen erstmals dynamische Vorgänge sichtbar und geben gezielte Handlungsempfehlungen, um das Netz zu optimieren und Blackouts zu verhindern.

Die Leitwarte, die an der TU Ilmenau aufgebaut wurde, ist das Herzstück des 7,2-Millionen-Euro-Forschungsprojekts "DynaGridCenter", das Siemens koordinierte. Gestartet war das Projekt im Oktober 2015 und ist jetzt erfolgreich beendet worden.

Die Störanfälligkeit des elektrischen Energieversorgungssystems nimmt zu – die Zeit, um auf kritische Störungen zu reagieren, wird immer kürzer. Grund seien die zunehmende Anzahl an dezentralen Erzeugungsanlagen bei gleichzeitig reduzierter konventioneller Kraftwerksleistung.

Parallelen zum Auto

Die bisherigen Leitwarten für das Übertragungsnetz seien den Anforderungen nicht mehr gewachsen, so Siemens auf der Pressekonferenz. Abhilfe schaffe die dynamische Leitwarte: "Sie beherrscht die zunehmende Netzdynamik, hält die Netzstabilität aufrecht und gibt konkrete Handlungsempfehlungen, um Ausfällen vorzubeugen", sagt Rainer Krebs, Leiter der Beratungseinheit für den Betrieb und Schutz von Stromnetzen in der Siemens-Division Energy Management.

Das System hat, ähnlich wie Assistenzsysteme beim Auto, zwei Aufgaben: den Netzbetrieb so zu regeln, dass diese jederzeit möglichst ruhig und stabil bleiben, und Hindernisse oder Störungen so frühzeitig erkennen, dass diese vermieden werden können.

Schnellere Gegenmaßnahmen bei Netzproblemen

Krebs zufolge waren gefährliche dynamische Vorgänge im Übertragungsnetz – die bis zum Blackout führen können –, so genannte Redispatches, bisher nur schwer zu handhaben und verursachten Kosten von bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr. Mit dem Monitoring- und Steuerungsprogramm der neuen Netzleitwarte ließen sich gefährliche Situationen, die bei Überlast entstehen, sichtbar machen und nötige Gegenmaßnahmen viel schneller als menschliches Personal einleiten.

Als nächstes folgt der Test im echten Netz

Bei dem dreijährigen Forschungsprojekt wurde die Leitwarte an ein simuliertes Stromnetz der 250 Kilometer entfernt gelegenen Otto-von-Guericke Universität Magdeburg gekoppelt, das sie zu Forschungszwecken in Echtzeit überwachte und steuerte. Das Anschlussprojekt "InnoSys 2030" soll nun zeigen, wie die Systeme in realen Stromnetzen funktionieren.

An dem aktuell beendeten Projekt nahmen Siemens, die Technische Universität Ilmenau, die Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, die Ruhruniversität Bochum, dsa Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung in Ilmenau teil. Zudem begleiteten die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW das Vorhaben beratend. (sg)