Strom

Speicherbranche: Boom im Heimbereich, schwaches Geschäft in der Industrie

Das vergangene Jahr hat deutlich die Erwartungen der Energiespeicherbranche übertroffen. Dennoch schwächelt der Absatz vor allem im Bereich Industrie und Gewerbe. 2024 dürfte sich das wohl kaum bessern, so die Branchen-Aussicht.
14.03.2024

Industrie und Gewerbe hätten großes Potenzial für den Einsatz von Energiespeichern, allerdings zögern viele Unternehmen in Anbetracht der wirtschaftlichen Unsicherheiten dieser Tage.

Es war insgesamt ein positives Jahr für den Energiespeichermarkt, so die Branchenzahlen des BVES: ein Umsatz von 15,7 Mrd. Euro und ein Gesamtwachstum von 46 Prozent gegenüber 2022. Damit wurden die Erwartungen der Branchenexpert:innen deutlich übertroffen. Vor allem das Heimspeichersegmet hat durch den Trend zur Eigenversorgung und den schwankenden Energiepreisen weiteren Schub bekommen. Industrie und Gewerbe hingegen sind in Anbetracht der allgemein schlechten Stimmung eher zurückhaltend bei Investitionen in Speichertechnologien.

Der Heimspeichermarkt legte mit einer Zuwachsrate von über 40 Prozent erneut das stärkste Wachstum hin. Eine noch stärkere Nachfrageentwicklung gab es nur im Wärmesektor. Im Zuge des Absatzrekords bei Wärmepumpen verzeichneten auch die Wärmespeicher ein Plus von 150 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt, die Sektorenkopplung ist in Privathaushalten angekommen. Auch der Ausbau privater E-Ladeinfrastruktur trägt zum Aufwärtstrend bei.

Speicherkapazität pro Anlage steigt 

Nicht nur der Absatz stieg 2023, auch die Kapazität der Anlagen. Mittlerweile geht etwa ein Drittel der Speicher über 20 kWh hinaus. Der BVES geht davon aus, dass bis Ende 2024 mehr als zwei Mio. Einfamilienhäuser ein Energiespeichersysteme installiert haben. Das würde bedeuten, dass sich bereits 15 Prozent aller Einfamilienhäuser in Deutschland weitgehend selbst versorgen. Die Gesamtleistung der Heimspeicher hat durch den großen Zubau 2023 circa sechs GW an Leistung erreicht.

Nicht ganz so rosig, sieht es im Marktbereich Industrie und Gewerbe aus. Hier wurde nur ein leichtes Umsatzplus gegenüber 2022 verzeichnet. Auch hier ist das Wachstum bestimmt vom Ausbau der Ladeinfrastruktur, Vertiefung der Eigenerzeugung sowie der Sicherung der Anschlussleistung. Das Interesse an Wärmespeichern für Hochtemperatur- und Prozesswärme als Lösung für Dekarbonisierung und Energieeffizienz ist groß und steigt deutlich.

Zwei Drittel der Unternehmen erwarten eine weitere Umsatzsteigerung in 2024

Allerdings ist der Markt weiterhin projektabhängig und durch mangelnde Anreize für Flexibilisierung und Dekarbonisierung gehemmt, die großen Potenziale zu heben. Auch die Wasserstoffanwendungen zeigen ein Wachstum, insbesondere im Bereich von einem bis zehn MW, doch sind noch nicht wirklich in den Märkten angekommen.

Mit Blick auf die Branchenzahlen geht die Speicherbranche optimistisch in dieses Jahr. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen erwarten Umsatzsteigerungen gegenüber dem Vorjahr, primär in den Bereichen Systeminfrastruktur, Industrie und Mobilität. Die Branche bleibt international ausgerichtet, und im Auslandsgeschäft wird weiteres Wachstum erwartet.

Zu viele Unklarheiten in der Politik 

Urban Windelen schränkt den Opitmismus jedoch etwas ein und verweist auf die vielen Herausforderungen im Markt: „Die große politische und regulatorische Unsicherheit bleibt weiterhin die größte Hürde für die Branche. Obwohl die Regierung und Bundestag durchaus konstruktive Ansätze zeigt, wie die lang erwartete Stromspeicherstrategie zeigt, ist immer noch unklar, wie und bis wann sie konkret umgesetzt werden sollen. Es werden durchaus die richtigen Probleme adressiert, aber es scheint, dass der Auftrag zur Lösung der Probleme noch nicht zugestellt worden oder die Annahme verweigert wurde.“ (lm)