Strom

ÜNB und VNB: Datenaustausch bleibt Zankapfel

Die Kooperation der Flächennetzbetreiber Ost und 50 Hertz zur Weiterentwicklung der Systemdienstleistungen läuft gut an. Der Datenaustausch bleibt allerdings umstritten.
23.01.2018

Die Zusammenarbeit zwischen VNB und ÜNB sowie die Datenweitergabe standen im Mittelpunkt eines Pressegesprächs von Arge Flächenbetreiber Ost und von 50 Hertz am Dienstagvormittag in Berlin.

Die System- und Netzstabilität erfordern angesichts des wachsenden Anteils fluktuierender erneuerbarer Energien und von Prosumern eine engere Zusammenarbeit von Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) und Verteilnetzbetreibern (VNB). Dies beinhaltet einen intensiveren Datenaustausch in beide Richtungen sowie mehr Datentransparenz. Doch vor allem darüber, in welchem Umfang und wie detailliert Daten von VNB an die ÜNB weitergegeben werden müssen, wird zumindest hinter den Kulissen weiter heftig gerungen. So lautete das Fazit einer Pressekonferenz der Arbeitsgemeinschaft Flächenbetreiber Ost und von 50 Hertz am Dienstagmorgen im Vorfeld der „Handelsblatt“-Tagung Energiewirtschaft 2018 in Berlin.

Ausbau der Erneuerbaren erfordert mehr Messwerte

Bereits seit mehreren Jahren arbeiten die Flächenbetreiber Ost mit 50 Hertz zusammen, um die Netzstabilität angesichts eines Anteils von mittlerweile mehr als 50 Prozent erneuerbarer Energien in der Regelzone von 50 Hertz aufrechtzuerhalten. Kern hierbei ist eine stärkere Kooperation bei Systemdienstleistungen wie einer aktiven Blindleistungssteuerung dezentraler Erzeugungsanlagen. „Dies setzt eine intensivere Abstimmung zwischen ÜNB und VNB voraus“, unterstrich Andreas Haak, Geschäftsführer von Wemag Netz. Angesichts der weiteren Zunahme dezentraler Erzeugung und neuer Anwendungen wie der Elektromobilität steigen die Anforderungen an die Netzbetreiber. „So werden mehr Messwerte benötigt, als derzeit vorliegen, um Prognosen zu verbessern“, betonte 50-Hertz-Chef Boris Schucht. Im Rahmen der Kooperation habe man sich deshalb auf eine Struktur verständigt, wie Messwerte weitergegeben werden können. So bekommt beispielsweise Stromnetz Berlin schon seit fünf Jahren die Bilanzkreisdaten von 50 Hertz, berichtete der Vorsitzende der Geschäftsführung Thomas Schäfer.

„Früher brauchten wir wenige steuerungsrelevante Daten, doch dies ändert sich massiv, weil die Energiewende zum großen Teil in den Verteilnetzen stattfindet und wir zunehmend Prosumer haben“, so Schucht. „Deshalb müssen wir unsere Daten wie Erzeugungsfahrpläne verstärkt den VNB zur Verfügung stellen. Doch wir brauchen auch mehr Daten von den VNB, vor allem über dezentrale Erzeugungsanlagen, um unsere Prognosen und den Einsatz von Regelenergie zu optimieren“, sagte der 50-Hertz-Chef.

Große Unsicherheit vor allem bei kleineren VNB

Wie detailliert die Informationen über Erzeugungsanlagen von den VNB nach oben weitergegeben werden und wie weit und wann die Daten aggregiert werden, darüber wird jedoch zumindest hinter den Kulissen weiterhin heftig gerungen, räumte Schäfer ein. Vor allem bei kleineren VNB bestehe hier noch eine große Unsicherheit, vor allem im Hinblick auf künftig vorgesehene sternförmige Kommunikation, ergänzte Haak. Jedenfalls bestehe hier noch weiterer Gesprächsbedarf zwischen VNBs und ÜNBs. (hcn)