Strom

VDMA: Fünf Gigawatt sind wenig ambitioniert

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau hält ein höheres Tempo bei der Wasserstoffstrategie für möglich.
10.06.2020

Die Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland sind laut VDMA schon jetzt in der Lage, jährlich 1 GW Elektrolyseleistung bereitzustellen.

„Klimaschutz braucht Wasserstoff, modernen Anlagenbau und politische Klarheit. Diese Klarheit ist mit der Wasserstoffstrategie endlich absehbar“, beurteilt Matthias Zelinger, Klima- und Energiepolitischer Sprecher des VDMA, die Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) im Bundeskabinett. „Der skizzierte Pfad ist richtig, das Tempo könnte aber durchaus höher sein. Insofern gibt es keinen Grund für Euphorie“, sagt er.

Denn schon heute sind die Maschinen- und Anlagenbauer in der Lage, jährlich ein Gigawatt (GW) Elektrolyseleistung bereitzustellen. Das nun vom Kabinett anvisierte Ziel, bis 2030 industrielle Produktionsanlagen mit 5 GW und bis 2035, spätestens aber bis 2040, insgesamt 10 GW Gesamtleistung aufzubauen, um so den Einsatz der Technologien im Industriemaßstab zu demonstrieren, erscheint daher wenig ambitioniert.

Ziele könnten viel früher realisiert werden

„Das Zwischenziel von 5 GW können die Anlagenbauer bei richtig gesetzten Rahmenbedingungen deutlich früher, nämlich schon zur Mitte des Jahrzehnts erreichen“, erklärt Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender der VDMA-AG Power-to-X for Applications. Dennoch sei der eingeschlagene Weg richtig. Es gehe nun darum, zügig ein Marktdesign für Wasserstoff zu setzen und die Technologien schnellstmöglich industriell zu skalieren.

Der Marktrahmen sollte keine Sektoren von der P2X-Nutzung, also der Umwandlung von grünem Strom in andere Energieträger, ausschließen. „Die Nutzung der Technologie muss auf marktwirtschaftlichen Prinzipien beruhen“, fordert Lauber. Der Vorstandsvorsitzende von MAN Energy Solutions wird im geplanten Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung vertreten sein.

Kooperationen mit sonnenreichen Ländern

Große Chancen birgt nach VDMA-Einschätzung die Absicht, außenwirtschaftliche Partnerschaften mit Ländern aufzubauen, die dank ihrer geografischen Lage Wasserstoff effizient produzieren können. Dort sollten große Produktionsanlagen „made in Germany“ entstehen, von deren Betrieb beide Partner gleichermaßen profitieren können, empfiehlt der Verband.

Eine große Herausforderung bleibt es aber für die Wasserstofferzeugung im Heimatmarkt, ausreichende Mengen Strom aus erneuerbaren Energien bereitzustellen. Deutschland sei bei deren Ausbau "aufgrund politischer Inkonsequenz und komplizierten Planungsrechts" zu langsam, so der VDMA. Kooperationen innerhalb der EU seien zwar grundsätzlich positiv und gerade im Bereich der Offshore-Windenergie geboten, sie können aber nicht von der eigenen Verantwortung entlasten.

Industrieplattform für Power-to-X

Zu den großen industriepolitischen Chancen gehöre auch der Aufbau einer automatisierten Fertigung von sogenannten Stacks, dem Herzstück von Brennstoffzellen. Dass mit der NWS auch eine wettbewerbsfähige Produktion geschaffen werden soll, unterstützt der VDMA ausdrücklich. Der Verband habe mit seiner stark wachsenden Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications mit rund 100 führenden Technologieunternehmen eine wichtige horizontale, sektorenübergreifende Plattform gebildet und mit der AG Brennstoffzellen den Bereich der Produktionstechnologien zur Industrialisierung der Brennstoffzellenherstellung integriert. (hp)