Strom

Westnetz testet umweltfreundliche und digitale Schaltanlagen

Schneider Electric hat eine SF6-freie und digitale Schaltanlage entwickelt. Mit ihr lassen sich entscheidende Zustandsparameter wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und sonstige Umgebungsbedingungen permanent in Echtzeit überwachen.
24.09.2020

Stefan Küppers, Leiter der Spezialtechnik & Digitalisierung bei Westnetz (links) und Udo Hoffmann, Vice President Sales Building & Infrastructure Germany bei Schneider Electric, geben den Startschuss für das Pilotprojekt in Bedburg.

Smart Cities und smarte Areale gelten als Leitbild einer modernen, nachhaltigen und umweltfreundlichen Stadtentwicklung. Neue Ansprüche und Lebensgewohnheiten verlangen nach flexibler Energieverteilung, konsequenter Digitalisierung und hoher Verfügbarkeit von Strom und Spannung. Gleichzeitig soll die Umwelt möglichst sauber dabei bleiben. Schneider Electric setzt daher auf SF6-freie und digitale Schaltanlagen.

Hintergrund

Mittelspannungsschaltanlagen ohne SF6 nutzen gewöhnlich alternative Isoliergase wie getrocknete Luft. Laut Schneider Electric gewähren sie auch ohne das bewährte Schutzgas den gewohnten Funktionsumfang bestehender Anlagentechnologien, können Bemessungsbetriebsstrom führen, Kurzschlussströme unterbrechen und eignen sich zum Schalten von Kabeln und Transformatoren. Zudem würden sie dank ähnlicher Abmessungen nicht mehr Platz als herkömmliche Anlagen benötigen.

Hinzu komme, dass die anspruchsvolle Gas-Rückgewinnung und aufwändiges Recycling am Ende des Anlagen-Lebenszyklus kein Thema bei SF6-freien Schaltanlagen sind.

Gut geeignet für intelligente Netze

Die neuen, umweltfreundlichen Schaltanlagen seien mit ihren ergänzenden Features zudem ein idealer Partner für Smart Grids: So lassen sich entscheidende Zustandsparameter wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und sonstige Umgebungsbedingungen permanent in Echtzeit überwachen und Störungen können zielorientiert behoben werden.

Eingebunden in eine ganzheitliche Lösungsarchitektur eignen sich die von der smarten Schaltanlage kommunizierten Daten für ein effizienzsteigerndes und vorausschauendes Netzwerk- und Assetmanagement. "Mithilfe der digitalen SF6-freien Schaltanlagen funktionieren Smart Grids also deutlich transparenter und systemische Fehler und Ineffizienzen können datenbasiert entdeckt und vermieden werden", heißt es dazu in einer Pressemitteilung.

Feldtest für primäre SF6-freie Schaltanlagen

In der westdeutschen Gemeinde Bedburg hat Westnetz mit Schneider Electric einen Feldtest gestartet und die bestehenden Mittelspannungsschaltanlagen, Typ GHA, um ein SF6-freies 24-kV-Schaltfeld im laufenden Betrieb erweitert. In Deutschland sei dies das erste Schneider-Projekt mit einer primären Mittelspannungsanlage auf Grundlage der Zukunftstechnologie „getrockneter Luft“ als Isolationsmedium, dass sich auch in der Praxis bewährt habe.

„Während sich die Kombination aus Luft und Abstand in klassischen luftisolierten Schaltanlagen bewährt hat, betreten wir mit unserer DryAir-Lösung bei gekapselten Anlagen technologisches Neuland. Dabei haben wir es geschafft, die gleichen Abmessungen wie die einer SF6-Anlage zu erreichen. Im Umspannwerk Bedburg geht es jetzt darum, die Performance dieser Technologie zu demonstrieren und wichtige Betriebserfahrungen zu sammeln“, so Udo Hoffmann.

Eine SF6-freie, gasisolierte Schaltanlage setzt auch Netze BW ein – allerdings für die 110kV-Ebene in einem Umspannwerk und vom Hersteller Siemens. Siehe auch: Netze BW baut Umspannwerk der neuen Generation. (sg)