Strom

Widerstand gegen Windkraft wächst

Störche & Rotmilane: Die Gründe für eine Blockade von Windkraft-Projekten gibt es viele. Ein Blick auf das Bundesland Hessen zeigt die Situation auf.
05.10.2018

Der Rotmilan gehört zur Familie der Habichtartigen. Er ist etwa so groß wie eine Mäusebussard und wird auch als Roter Milan, Gabelweihe oder Königsweihe bezeichnet. Die Körperlänge variiert zwischen 60 und 73 Zentimetern, die Spannweite beträgt 150 bis 180 Zentimeter.

Ob Taunuskamm, Reinhardswald, Spessart oder Butzbacher Wald: Windräder stoßen in Hessen vielerorts auf Kritik und beschäftigen die Gerichte. Allein beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel liegen rund 18 Verfahren vor: In 14 geht es um das Immissionsschutzrecht, in vier um Baurecht.

Beim Verwaltungsgericht Wiesbaden sind derzeit zwei Verfahren anhängig: Die ESWE Taunuswind GmbH klagt auf Genehmigung von Anlagen auf dem Taunuskamm (Hohe Wurzel). Und die Feldberginitiative klagt gegen die genehmigte Windkraftanlage in Bad Camberg. Das Verwaltungsgericht Gießen etwa untersagte zuletzt den Bau von Anlagen bei Büdingen, weil diese an dem geplanten Standort Störche gefährden könne.

Verfahren wegen des Immissionsschutzrecht

Am Verwaltungsgericht Frankfurt sind derzeit wegen des Immissionsschutzrechts vier Verfahren und zwei Eilverfahren anhängig. Die Kläger sind Bürgerinitiativen, eine Bürgerin sowie ein Regionalverband - es geht um Spessart und Taunus. Dazu kommt noch ein Klageverfahren wegen forstwirtschaftlicher Genehmigung der Rodung und Umwandlung von Wald im Taunus.

«Wo immer versucht wird, Windräder zu beantragen, regt sich alsbald Widerstand», sagt der Sprecher des Regierungspräsidiums (RP) Kassel, Michael Conrad. Aktiv sind beispielsweise Bürgerinitiativen in Nord- und Osthessen. Während der Aufstellung des Regionalplans zur Nutzung von Windenergie kämpften zeitweise etwa 30 Zusammenschlüsse von Gegnern gegen potenzielle Windkraft-Flächen. Als die Pläne präsentiert wurden, wo Windkraft erlaubt und verboten sein soll, erhielten die Behörden mehrere zehntausend Einwendungen.

Großer Widerstand im Landkreis Fulda

Besonders im Landkreis Fulda sei die Bereitschaft gering, sich mit Windkraftanlagen anzufreunden, sagte Conrad. Eine Sonderstellung hat der Landkreis wegen des Biosphärenreservats Rhön, das ausgeprägten Naturschutz genießt. In Nordhessen ist besonders der Reinhardswald umkämpft. Dort hatten Städte und Gemeinden vor vielen Jahren beschlossen, den Windradbau mit regionalen Energieversorgern in die eigene Hand zu nehmen. Die Energiegenossenschaft Reinhardswald (EGR) wurde gegründet. Die Idee: Wenn man Windräder im Wald nicht verhindern kann, wolle man den Bau zumindest selbst steuern und davon profitieren. Das Land Hessen sah in dem Projekt ein Vorbild für andere Kommunen. Trotzdem wurde Windkraft in der Region zum Dauerstreitthema.

In Mittelhessen spüren die Behörden auch Gegenwind. «Allgemein stellen wir einen verstärkten Widerstand aus lokalen Interessen fest», teilte ein RP-Sprecher mit. «Für die Genehmigung ist es letztlich entscheidend, ob die rechtlichen und tatsächlichen Rahmenbedingungen gegeben sind.» Umstritten sind etwa Planungen für Windkraftanlagen im Butzbacher Wald oder bei Pohlheim. (dpa/al)