Wärme

Aachen schraubt die Klimaziele hoch

Nachdem der Aachener Versorger bereits sein klimaneutrales Wärmekonzept präsentiert hat, folgt nun der Rund-um-Schlag mit neuen Zielsetzungen.
29.03.2021

Die Stawag möchte nun auch in den kommenden neun Jahren die Stromproduktion komplett klimaneutral gestalten. Für die Fernwärme haben sie es sich bereits vorgenommen.

In verschiedenen Bereichen setzt sich daher die Stadtwerke Aachen AG (Stawag) nun Ziele für eine klimafreundliche Energieversorgung für Aachen bis 2030. Bereits Anfang März skizzierte das Unternehmen Anfang März ein Konzept, wie die Fernwärme klimaneutral bis 2030 klimaneutral werden soll. So folgt nun auch die Stromversorgung: In neun Jahren soll sie zu 100 Prozent auf erneuerbaren Energien basieren – und zwar komplett durch selbst erzeugte Mengen. Dabei ergänzte Christian Becker, Vorstand der Stawag, auf der Pressekonferenz am Montag: "Mehr als die Hälfte des Ziels haben wir schon erreicht und es befinden sich viele weitere Projekte in der Pipeline." Gleichwohl wird das Erreichen der zweiten Hälfte anspruchsvoller, da sich die Rahmenbedingungen für die erneuerbaren Energien in Deutschland leider verschlechtert hätten.

In Zahlen: Die aktuelle Jahresproduktion aller erneuerbarer-Energie-Anlagen umfasst 760 GWh mit insgesamt 340 MW Leistung. Der Stromverbrauch der Aachener beträgt rund ein TWh pro Jahr.

Noch 40 Windkraftprojekte in Planung

Aktuell hat das kommunale Unternehmen neben den bereits realisierten 20 Windparks, zwölf Solarfeldern und vielen kleineren Solarstrom-Anlagen sowie einem Anteil an einem Offshore-Windpark noch über 40 Windkraftprojekte in der Planung. Davon sind drei bereits genehmigt, sie sollen voraussichtlich 2021/2022 in Betrieb gehen. "Flankierend investieren wir in Speichertechnologien und sind mit 50 Prozent an dem Pumpspeicherkraftwerk Rönkhausen beteiligt", skizziert Becker die Strategie zur Flexibilisierung. Darüber hinaus plane die Stawag derzeit ein Wasserstoffprojekt, um Windstrom über Elektrolyse in grünen Wasserstoff umzuwandeln, der dann dem ÖPNV zur Verfügung stehen wird.

"Solardach zum Mieten" ausgeweitet

Zudem möchten die Stadtwerke die Aachener dazu motivieren, klimaneutralen Strom selbst zu erzeugen: "Dazu haben wir unser Programm 'Solardach zum Mieten'", erläutert Wilfried Ullrich, Vorstand der Stawag. Zusätzlich übernehmet das Unternehmen - neben dem Zuschuss der Stadt Aachen - Installationskosten für Anschluss und Zähler mit einer Summe von bis zu 1000 Euro pro Anlage. Zudem fördert der Versorger all jene Privatkunden, die ihre Eigenheime energieeffizienter gestalten: Wer beispielsweise zehn Prozent seines jährlichen Stromverbrauchs reduziert, erhält einen Zuschuss von 100 Euro.

Den Geschäftskunden bietet die Stawag Beratung, Umsetzung oder Contracting für die dezentrale Eigenerzeugung auf der Basis von Brennstoffzellen, Photovoltaik oder Blockheizkraftwerken.

Mehr E-Mobilität: Ladeinfrastruktur im Fokus

Damit auch die Verkehrswende vorankommt, will das Unternehmen auch hier aktiver werden: "Uns ist bewusst, dass eine Verkehrswende weit mehr als nur neue Antriebstechnologien umfassen muss. Als eine leise, emissionsarme und effiziente Technik nimmt Elektromobilität jedoch zu Recht schon eine große Rolle ein", sagt Ullrich. Denn die Zulassungszahlen von E-Autos steigen derzeit rapide an. In einem gemeinsamen Projekt arbeiten die Stadt Aachen und die Stawag daran, in den nächsten Jahren die Anzahl an Ladepunkten zu verzehnfachen. Momentan sind 134 Ladepunkte durch die das Unternehmen errichtet.

Bei dem gemeinsamen Projekt mit der Stadt Aachen "ALigN" stehen vor allem Unternehmen und Institutionen im Fokus, die sowohl die eigene Flotte elektrifizieren, als auch ihren Angestellten das Laden beim Arbeitgeber ermöglichen – und im Idealfall ihre Ladeinfrastruktur nachts Anliegern zur Verfügung stellen.

Darüber hinaus möchte die STAWAG in den nächsten Jahren an wichtigen Verkehrsadern und zentralen Punkten HPC-Ladeparks (High Power Charging) für das superschnelle Laden errichten (gun)