Abfallwirtschaft

Entsorgung und Recycling: Personalabbau nimmt Fahrt auf

Die private Entsorgungsbranche hat unter Corona sehr gelitten. Jetzt kommt es nach Aussagen von Personalberatern vermehrt zu Entlassungen.
05.10.2020

Besonders viele Kündigungen gibt es derzeit im Stahl- und Metallschrott-Recycling.

Die Einschnitte, die die Corona-Pandemie in der privaten Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft hinterlässt, sind offenbar größer als angenommen. Der Personalabbau hat sich bei einer größeren Zahl von Unternehmen in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich verstärkt. Diese Entwicklung liest das Beratungsnetzwerk HR-Expertgroup aus seinen internen Analysen und der Marktbeobachtung ab.

„Wir sehen seit einigen Wochen einen deutlich verstärkten Trend, dass auch viele sehr erfahrene Mitarbeiter aus der Entsorgungs- und Recyclingbranche in den Bewerbermarkt kommen“, berichtet Thomas Tettinger, Partner der HR-Expertgroup. Die Zahl der Bewerber aus dieser Gruppe, die aktiv auf Jobsuche gingen, liegt nach seinen Beobachtungen etwa beim Fünffachen im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Anfragen mehrerer Unternehmen für eine Outplacementberatung zeigen ebenfalls den Trend eines tendenziell stärkeren Personalabbaus an.

Staatliche Unterstützung

Schon im April hatte der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) durch eine Mitgliederbefragung herausgefunden, dass vier von fünf Entsorgungsunternehmen auf staatliche Hilfe angewiesen und dass die Herausforderungen für spezialisierte Erfasser und Entsorger punktuell schwerwiegend bis existenzgefährdend sind. „Dieser Trend hat sich ganz offensichtlich bis in den September hinein noch einmal verstärkt“, folgert Tettinger aus den ihm vorliegenden Daten.

Besonders viele Kündigungen sind derzeit im Stahl- und Metallschrott-Recycling zu verzeichnen. In den Märkten des Kunststoffrecyclings haben viele Unternehmen Kurzarbeit angemeldet, teilweise bis hin zu Kurzarbeit Null. Ein Teil der Betreiber von Rücknahmesystemen hat ebenfalls Mitarbeiter in die Kurzarbeit geschickt.

Rückläufige Mengen bei Bioabfall

Zur Corona-Krise und ihren Auswirkungen auf produzierende und auf Dienstleistungsunternehmen kommen in Teilen der Branche weitere Gründe für Entlassungen hinzu: Im Bereich Bioabfall rechnen Anbieter weiter mit rückläufigen bzw. niedrigen Mengen und Auslastungen, weil die Gastronomie und die Catering- und Eventindustrie nach wie vor nicht Fahrt aufnehmen können. Die entsprechenden Abfallmengen fehlen, die Gefahr weiterer Entlassungen bleibt nach Tettingers Einschätzung auch bei rückläufigem Pandemieverlauf erhalten. (hp)