Abfallwirtschaft

Verpackungsindustrie präsentiert nachhaltigere Lösungen

Aktuell befindet sich vor allem die Verpackungsindustrie beim Thema Müllvermeidung im Fokus. Die Branche habe das verstanden, sagte Cornelia Fehlner, Chefin der Messe Nürnberg, wo die europäische Messe FachPack aktuell stattfindet. Neue Produkte zeigen Alternativen auf.
25.09.2019

Die Verpackungsindustrie möchte nachhaltigere Verpackungen einführen und präsentierte erste Alternativen.

In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf umweltgerechtem Verpacken. Präsentiert werden zum Beispiel Lebensmittelverpackungsschalen aus Holzpapierfasern oder dem Blatt der Arekapalme, einem Agrarnebenprodukt aus Indien, das mit Hitze und Druck in Form gepresst werden kann. 

Gezeigt werden auch Isolierverpackungen aus Silikatpads oder Jute statt aus Styropor, wiederverwendbare Transportsicherungen statt Plastikfolien sowie Kosmetiktuben aus Zuckerrohrkunststoff.

Bedienungsanleitungen einsparen

Die Berliner Produktdesignerin Jonna Breitenhuber stellt ihre als Masterarbeit entstandenen müllfreien Seifenflaschen zur Aufbewahrung von Duschgels vor. Ist das Waschmittel aufgebraucht, kann die Verpackung der "Soapbottle" als Seife weiter genutzt werden. 

Interaktive Verpackungen ersparen beispielsweise Bedienungsanleitungen und erschließen das Feld der sogenannten Augmented Reality (erweiterte Realität). Auf der Kartonage ist ein QR-Code aufgedruckt, den der Kunde mit seinem Smartphone einscannt – und die Produktinformationen in Form von Videos und dreidimensionalen Animationen bekommt. 

Mehrwegtabletts für Gastronomie

Gezeigt werden aber auch Lösungen wie Mehrwegtabletts für den Pizzalieferdienst, die Pizzakartons ersetzen könnten. Da daran Speisereste haften, sind diese nach Fehlner im Altpapier fehl am Platz: "Die Altpapierverwerter fluchen über Pizzakartons, weil die mühsam aussortiert werden müssen." 

Oder der zu Großvaters Zeiten selbstverständliche Verkauf von Farbe in Pulverform und nicht klassisch im Farbeimer – was viel weniger Wasser, Energie und Kohlendioxid (CO2) verbraucht. Der tschechische Hersteller Tridas verspricht, dass seine Getränkebecherdeckel aus Holzfasern genauso stabil seien wie herkömmliche aus Plastik – aber klimaneutral und wiederverwertbar.

Deutsche produzieren 25 Kilogramm Plastikmüll

Nach Angaben des WWF verursacht jeder Deutsche jährlich knapp 25 Kilogramm Verpackungsmüll aus Plastik – das ist europaweit Spitze.  Aber das Recycling ist komplex: Weil Plastikverpackungen häufig verschiedene Kunststoffarten enthalten, könne nur ein Teil recycelt werden. 

Laut Umweltbundesamt beträgt die Quote aktuell 49,7 Prozent, nach dem neuen Verpackungsgesetz muss das Kunststoffrecycling bis 2021 auf 63 Prozent gesteigert werden. Der Leipziger Professor für Verpackungstechnologie, Eugen Herzau, zeigt perspektivisch auf, dass sich der Anteil von wiederverwertbarem Plastik in den Produkten erhöhen werde. "Ohne Veränderungen an Verpackungen wird es nicht gehen", zitiert ihn das Fachmagazin "Verpackungsrundschau". (ab/dpa)