ÖPNV

Gondeln sind nicht die beste Option

Die Machbarkeitsstudie stellt einer Seilbahn im Münchner Norden ein gemischtes Zeugnis aus.
17.02.2022

60 Meter über München gondeln - ein teurer Spaß.

Eine Seilbahn im Münchner Norden als Ergänzung des Nahverkehrs wäre technisch machbar. Auch städtebaulich und naturräumlich steht einem Pilotprojekt nichts im Weg. Dennoch macht sich im Münchner Stadtrat nach der Vorstellung einer Machbarkeitsstudie etwas Ernüchterung breit.

Das angedachte Pilotprojekt am Frankfurter Ring ist zum einen wohl deutlich teurer als ursprünglich erwartet. Die Kosten werden auf 433 Millionen Euro geschätzt. Zum anderen bringt die Seilbahn laut Machbarkeitsstudie kaum neue Fahrgäste. Das Geld wäre in Tram oder Expressbus deutlich besser investiert.

Hindernisse lassen die Seilbahn besser aussehen

Etwas besser sieht die Lage aus, wenn Seilbahnsysteme Hindernisse überwinden. Als Beispiele nennt die Studie Gleistrassen oder Flüsse wie die Isar. Das Gutachterteam empfiehlt daher, ein Teilstück vom U-Bahnhof Studentenstadt zur S-Bahn-Haltestelle Unterföhring vertieft zu untersuchen. Die Strecke ist 3,7 Kilometer lang, hat drei Stationen, die Fahrzeit läge bei zehn Minuten Fahrzeit. Doch auch hier bleibt das Problem hoher Kosten bei überschaubarer Zahl der Fahrgäste.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter nannte es schade, „dass die gewählte Streckenführung offenbar – entgegen der ursprünglichen Einschätzung der Verwaltung – keinen nennenswerten verkehrlichen Nutzen, aber vergleichsweise hohe Kosten bedeuten würde: "Deshalb werde ich die Verwaltung bitten, darüber nachzudenken, ob es im Stadtgebiet, beziehungsweise in Verbindung mit der Region, Strecken gibt, die einen verkehrlichen Nutzen zu vertretbaren Kosten bringen. Auch über das Teilstück nach Unterföhring wird der Stadtrat in diesem Zusammenhang entscheiden.“

Geringfügig besserer Nutzen bei vielfachen Kosten

Die Studie ergab, dass das Fahrgastpotenzial der Seilbahn um 3000 Beförderungen pro Tag höher liegt als bei einem Expressbus. Dem stehen jedoch Investitionskosten in Höhe von 433 Millionen Euro für die Seilbahn und 19,02 Millionen Euro für den Expressbus gegenüber. Außerdem wäre für eine Seilbahn abschnittsweise an den Stationen der Entfall von Fahrspuren auf dem Frankfurter Ring nötig. (wa)